Historische Villa soll aus Dornröschenschlaf erwachen
Von Markus Foschum
„Das Thermal“, wie die Villa am Badplatz genannt wird, hat schon viel erlebt und viele Besitzer gesehen. 1830 wurde sie wahrscheinlich vom bekannten Architekten Joseph Kornhäusel als Sommer-Domizil für Henriette von Pereira Arnstein errichtet. Die Tochter der berühmten Wiener Salonière Fanny von Arnstein war.
Später gehörte die „Villa Pereira“ der Gemeinde, die sie in den 1930ern an die Familie Gal verkaufte. Deren Restaurant und das „Café Thermal“ waren jahrzehntelang beliebte Treffpunkte. Nach der Schließung wurde das 6.457m² große Areal zuerst 2016 an eine Privatfirma verkauft und dann (nach Gerüchten um Wohnbauten) im Juni 2017 um 1,9 Millionen Euro wieder von der Stadtgemeinde erworben.
Diese behielt aber nur den umliegenden Park mit riesiger Platane und „Fischerlteich“. Die denkmalgeschützte Villa selbst wurde an die Vöslauer Mineralwasser AG abgegeben. Der damalige Plan: Das Gebäude sollte renoviert werden und ab 2020 als Firmenzentrale für Mitarbeiter aus Geschäftsführung, Controlling, Marketing, Forschung und Entwicklung dienen.
Passiert ist aber nichts. Bis Donnerstagabend. Da hat nämlich der Gemeinderat einstimmig (die Grünen enthielten sich der Stimme) einem Entwicklungskonzept zugestimmt, das ein riesiges Gebiet im Zentrum vom Thermalbad bis zum Bahnhof umfasst. Derzeit stehen hier „Ruinen“ – die ehemalige Abfüllanlage der Vöslauer und alte Industriehallen der ehemaligen Kammgarnfabrik. „Autofrei und klimaresilient“ soll dieses „Stadtquartier Nord“ werden, in den kommenden Monaten soll dazu ein umfassender Bürgerinformationsprozess gestartet werden.
Neues Zentrum
„Dieser Raumordnungsvertrag gibt den Startschuss für eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in der Geschichte Bad Vöslaus“, betont Bürgermeister Christian Flammer (Liste Flammer). Ein Aspekt dieses 98 Seiten dicken Vertrages ist eben auch die Rückkehr des „Thermals“ in Gemeindebesitz. Der Gemeinderat hat nun zugestimmt, die Unterschrift der Ottakringer Getränke AG als Besitzer der Vöslauer, die neben der Abfüllanlage auch einige Flächen in der Kammgarnfabrik hat, soll schon bald folgen.
In der Folge soll die für das Stadtbild prägende Villa aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen. „Es soll jedenfalls im Erdgeschoß eine Nutzung in Form eines Cafés oder Restaurants geben“, sagt Flammer. Das Obergeschoß könnte für eine Arztpraxis oder eine Kanzlei verwendet werden. Dazu passend wird gerade der umgebende Park neu gestaltet. Das „Thermal neu“ sollte damit Treffpunkt und Wahrzeichen für das neue Zentrum werden.
Neuigkeiten gibt es auch für Autofahrer. Ebenfalls am Donnerstag hat der Gemeinderat eine Ausweitung der Tempo-30-Zonen in der Stadt beschlossen. Gelten soll das künftig einer Empfehlung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit folgend in Straßenzüge in reinen Wohngebieten.