Chronik/Niederösterreich

Hammerbrotwerke: Brandstiftung in der denkmalgeschützten Fabrik

60 Jahre lang wurde Brot für die Wiener Stadtbevölkerung in den Hallen gebacken. Zuletzt verfolgte der bekannte Immobilienentwickler Soravia den Plan, auf dem 50.000 Quadratmeter großen, denkmalgeschützten Areal ein Wohnbauprojekt mit über 400 Einheiten umzusetzen.

Ein Großbrand hat, wie berichtet, Sonntagnacht die geschichtsträchtigen Hammerbrotwerke in Schwechat zu großen Teilen in Schutt und Asche gelegt. Wie Brandermittler und Sachverständige nun heraus gefunden haben, ist das Inferno auf Brandstiftung zurück zu führen. Die Ermittlungen in dem Fall laufen auf Hochtouren.

Greller Lichtschein

Sonntag gegen 2 Uhr nachts heulten in Schwechat und Umgebung die Sirenen, der grelle Lichtschein war bis weit nach Wien zu sehen. Acht Stunden dauerte der Einsatz für 144 Feuerwehrleute, bis endlich „Brand aus“ gegeben werden konnte.

Laut Brandermittlern ist das Feuer im dritten Obergeschoß des alten Fabrik entstanden. „Der Zerstörungsgrad durch das Feuer ist so groß, dass man nicht mehr zu 100 Prozent feststellen kann, womit der Brand genau verursacht wurde“, erklärt ein Ermittler. Es handelt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Brandstiftung.

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Kein Strom im Gebäude

Weil das Gebäude nicht mehr an die Stromversorgung angeschlossen ist und auch sonst keine Gerätschaften vorhanden sind, kommt eine technische Brandursache nicht in Frage. Das seit langer Zeit leer stehende Bauwerk war in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von Brandstiftungen und schwerem Vandalismus.

Zuletzt brannte es in dem Industrieobjekt vor 13 Monaten, im März 2023. Bereits zuvor war es im Februar 2021 zu einem Großbrand nach einer Brandstiftung gekommen.

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Am Sonntag war das Feuer in einem Trakt ausgebrochen, der an jenes Objekt grenzt, das bereits im Vorjahr in Flammen stand. Neben den Feuerwehren aus der Region unterstützten auch die Berufsfeuerwehr Wien sowie die Betriebsfeuerwehr der Brauerei Schwechat die Löscharbeiten.

1969 wurden die Ofen abgeschaltet

Die Hammerbrotwerke haben eine Geschichte, die ins Jahr 1908 zurück reicht. Damals ließen der Arbeiterkonsumverein und die Arbeiterschaft die Werke von den Architektenbrüdern Franz und Hubert Gessner errichten. Rund 60 Jahre lang wurde Brot für die Wiener Bevölkerung produziert, der Betrieb 1969 schließlich eingestellt.

Seit 2015 arbeitete der Immo-Entwickler Soravia zusammen mit der Gemeinde Schwechat an Konzepten zur Neugestaltung des Areals. Man verfolgte den Plan, ein Wohnprojekt umzusetzen. Die Idee wurde allerdings im Vorjahr wieder fallen gelassen.