Gift-Krimi in Zistersdorf: Bereits mehr als 100 tote Tiere
25 getötete Tiere sind alleine seit Februar im Bereich Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf) gefunden worden: Bei einem Seeadler, drei Rotmilanen – beide Arten sind streng geschützt – und sechs Mäusebussarden steht bereits fest, dass sie vergiftet wurden. Damit findet eine erschreckende Serie ihre Fortsetzung.
Insgesamt sind es bereits mehr als 100 Tiere, die seit 2016 in der Region an illegal ausgelegtem Gift verendet sind. „Die Dreistigkeit, mit der hier immer wieder Greifvögel und andere Tiere umgebracht werden, macht mich sprachlos“, sagt Matthias Schmidt von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Streng geschützte Greifvögeln, aber auch viele Marder, Füchse und Hauskatzen den Giftködern fallen den unbekannten Täter zum Opfer.
Im aktuellen Fall erstattete der zuständige Jagdaufseher Anzeige, nachdem Spaziergänger den toten Seeadler gefunden haben. Laut den Ermittlern wurden – wie auch bereits in der Vergangenheit – mit dem Insektizid „Carbofuran“ präparierte Hasen-Kadaver auf Feldern ausgelegt. „Das ist auch für Menschen hochgiftig und führt qualvoll zum Tod“, sagt Schmidt. „Die Vögel und Raubtiere holen sich den Hasen und nehmen das Gift auf“, erklärt ein Polizeiermittler.
Die verendeten Tiere und der sichergestellte Giftköder wurden ins Veterinärmedizinische Institut nach Wien zur Untersuchung geschickt. Außerdem wird der Köder auf DNA-Spuren untersucht.
Bis dato verlief die Suche nach einem Schuldigen sprichwörtlich wie jene nach der Nadel im Heuhaufen. „Meistens werden die Jäger beschuldigt, weil sie die Einzigen sind, die etwas davon haben, wenn es weniger Greifvögel oder Raubtiere gibt. Aber die Jäger sind massiv dahinter, den Täter zu finden. Das Motiv ist vielleicht in internen Streitigkeiten zu finden“, sagt ein Ermittler.
Der Niederösterreichische Landesjagdverband (NÖLJV) verurteilte ebenso wie der WWF das Auslegen von Giftködern. „Ein Gifteinsatz gegen Wildtiere ist ein offener Rechtsbruch“, stellte NÖLJV-Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer klar. Die NÖ Jägerschaft unterstütze die Ermittler.
Giftspürhunde
Nach einem Vortrag vor wenigen Tagen überlegt die Polizei in NÖ nun sogar, eigene Giftspürhunde ausbilden zu lassen. Nachdem die toten Vögel im Februar gefunden worden waren, stellte BirdLife nämlich erstmals eine spezielle Suchhundestaffel zusammen. Im Rahmen des internationalen Schutzprojekts „pannonEagle LIFE Projekt“ - das die Bekämpfung der illegalen Greifvögelverfolgung im Fokus hat - wurden ausgebildete Giftspürhunde aus Tschechien angefordert.
Erstmals kam zudem der Naturschutzhund „Charlie“ zum Einsatz, der auf das Aufspüren von Kadavern spezialisiert ist. "In anderen Ländern ist es bereits üblich solche Hunde einzusetzen", erklärt Schmidt. Das Ergebnis der vierbeinigen Experten: Sie erschnuüffelten zwei Giftköder sowie mehrere Greifvögel und eine vielzahl an toten Säugetieren. "Die Vergiftungen dürften sich über Wochen oder Monate hinweg erstreckt haben", sagt der Vogelschutz-Experte.
"Charlie" ist übrigens der erste derart ausgebildete Hund. Es war sein erster Einsatz. Zwei weitere werden derzeit gerade trainiert, noch einmal zwei sollen hinzu kommen. Die Ausbildungskosten trägt laut Schmidt BirdLife.
Der NÖ Umweltanwalt Thomas Hansmann fordert nun eine externe Jagdaufsicht.
Wachsame Spaziergänger und die Jägerschaft werden aufgefordert tote oder verletzte Tiere zu melden. Möglich ist das unter der Plattform www.kaiseradler.at oder via der App birdcrime. Verdachtsfälle kännen auch unter 0660/869 23 27 bekannt gegeben werden.