Gedenkstätte für Frauen-KZ: Dialog gestartet
Von Markus Foschum
Unter unvorstellbarem Leid mussten vor 80 Jahren mehr als 400 Frauen in der Munitionsfabrik Hirtenberg (Bezirk Baden) Zwangsarbeit leisten. Interniert waren sie im Wohnlager „Am Weinberg“, einer Außenstelle des KZ Mauthausen. Heute ist dort eine Wiese an der Bundesstraße 18, die auf Gemeindegebiet von Leobersdorf liegt. Nichts erinnert mehr an die tragische Vergangenheit.
Genau das aber ist das Problem. Seit bekannt wurde, dass auf dem Gelände ein Gewerbepark errichtet werden soll, ist eine Debatte um eine Gedenkstätte entbrannt. Zuletzt setzen sich erneut die KZ-Gedenkstätte Mauthausen, das Mauthausen Komitee, die Israelitische Kultusgemeinde und eine lokale Gedenk-Initiative für ein Erinnerungsprojekt ein. „Wir appellieren erneut, in einen Dialog zu treten, um gemeinsam zu erarbeiten, wie die Geschichte des Ortes sichtbar und ein angemessenes, würdiges Gedenken an die Opfer des Frauen-KZ Hirtenberg vor Ort möglich zu machen.“
Die dunkle Vergangenheit des Ortes ist nicht erst seit Kurzem bekannt. Trotzdem gab es seit Jahrzehnten Pläne für eine Nutzung des Geländes als Betriebsgebiet. Zuerst gehörte es über die ÖIAG der Republik Österreich, diese verkaufte es in den 1980ern an die SOGIP, eine österreichisch-schweizerische Gesellschaft mit der verbrieften Absicht, dort zukünftig einen Industriepark zu errichten. Was nicht passierte. 2021 übernahm die PRISMA Development GmbH die SOGIP mit allen dazugehörigen Liegenschaften. Und da kommt der Leobersorfer Bürgermeister Andreas Ramharter (Liste Zukunft) ins Spiel.
Denn ihm gehört PRISMA. 2022 und 2023 wurden die Grundstücke nördlich der B18 mit mehr als 80.000 Quadratmeter an die Firma TRA LEO verkauft, die hier die Errichtung eines Gewerbeparks beabsichtigt.
Ramharter betont, dass es keine wertsteigernde Umwidmung zwischen An- und Verkauf gegeben habe und dass er sogar eine Bodenuntersuchung veranlasste. „Aus Sicht des Bundesdenkmalamtes bestehen keine Einwände gegen eine Überbauung, der im Untergrund noch vorhandenen Fundamentreste“, wird betont.
Arbeitsgruppe nach GR-Wahl
In der jüngsten Sitzung des Leobersdorfer Gemeinderats war das KZ-Areal nun ebenfalls Thema. Einstimmig wurde die Einrichtung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die Gedenkmöglichkeiten debattieren und erarbeiten soll. „Wir sind für Gespräche und Vorschläge offen, allerdings ist es wichtig, dass alle Fraktionen mitarbeiten“, so Ramharter. Weil man nicht abschätzen könne, wie sich der Leobersdorfer Gemeinderat nach der Wahl im Jänner zusammensetzen wird, soll die Arbeitsgruppe erst danach eingesetzt werden.