Chronik/Niederösterreich

Frauen stehen ihren Mann am Arbeitsmarkt

„Frauen sind am Arbeitsmarkt strukturell im Nachteil.“ Mit diesen Worten fasst Sven Hergovich, Geschäftsführer des AMS NÖ, zusammen, was für viele Frauen bittere Realität ist.

Niederösterreicherinnen sind seltener erwerbstätig. 44,5 Prozent arbeiten in Teilzeit (Im Vergleich aber nur jeder zehnte Mann), was weitreichende Folgen hat: „Frauen haben weniger berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, bei Arbeitsplatzverlust geringere Arbeitslosengeldbezüge und am Ende ihres Berufslebens liegt auch ihre Pension um 39 Prozent unter der der Männer“, so der AMS-Geschäftsführer. Die Pandemie habe die Situation noch weiter verschlimmert.

Mehr häusliche Gewalt

So waren Frauen häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen und konnten seltener vom Kurzarbeitsmodell profitieren. Parallel stieg auch die häusliche Gewalt während der Lockdowns, wie Michaela Egger, Leiterin der Gewaltschutzzentren NÖ weiß: „Durch die finanzielle Abhängigkeit von Partnern hielten Frauen länger an Gewaltbeziehungen fest.“ Um gegen diese Entwicklungen zu steuern, wolle man laut AMS „knapp über 50 Prozent unserer Fördermittel für Frauen einsetzen“. Verstärkt wolle man auch weiterhin Frauen für Handwerk und Technik begeistern.

Lack statt Schere

Durch dieses Angebot hat Manuela Schwarzneker aus Klausen-Leopoldsdorf (Bezirk Baden) nicht nur ihren Job, sondern auch die Branche gewechselt. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder kehrte die 28-Jährige aus der Karenz nicht in ihren ursprünglich erlernten Beruf als Friseurin zurück, sondern jobbte zunächst als Kellnerin und Securitymitarbeiterin. Doch schon von Kindesbeinen an hatte sie sich für Autos interessiert, wagte daher schließlich den Schritt zum „nicht-traditionellen“ Frauenberuf als Lackiertechnikerin.

Im „FiT Programm“ des AMS absolviert sie nun eine verkürzte Ausbildung bei der Firma OS Cars in Alland – und zwar zur vollsten Zufriedenheit ihres Chefs Oliver Scheucher. „Es hat sehr schnell sehr gut funktioniert“, ist er begeistert. „Ich habe vorher schon über 20 Jahre lang Lehrlinge ausgebildet, aber noch nie hat einer die Aufgaben so schnell umgesetzt wie Manuela. Ich brauche jemanden mit Gefühl für den Job und das bringt sie absolut mit.“ Nach Ablauf des 18 Monate dauernden Praktikums plant Scheucher daher, Schwarzneker als Mitarbeiterin zu übernehmen.

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Die Begeisterung beruht dabei auf Gegenseitigkeit. „Als Friseurin hatte ich immer das gleiche zu tun, ich wollte aber etwas mit mehr Abwechslung und Autos haben mich schon immer fasziniert“, sagt sie. Auch mit ihrer Rolle als Mutter sei der Job gut vereinbar, da sie nur wenige Autominuten Arbeitsweg zurücklegen muss. Beide sind dem AMS für die Unterstützung dankbar. „Es hat schnell und gut funktioniert“, bestätigt Scheucher. Manuela Schwarznecker erzählt: „Ich habe einen sechswöchigen Kurs gemacht, wo schnell klar geworden ist, welcher der angebotenen Berufe für mich der Interessanteste ist.“ Die Vermittlung sei dann sehr rasch erfolgt.

Ähnlich erging es auch Maria Lampl aus Rohrbach (Bezirk Lilienfeld). Nachdem sie ihren Job als medizinisch-technische Fach-Assistenz verloren hatte, sattelte sie nach Beratung des AMS zur Gartenbau-Facharbeiterin um. Nach einem Praktikum bei der Gärtnerei Bonigl, bot Firmenchef Peter Bonigl ihr einen Ausbildungsplatz an.