Chronik/Niederösterreich

Explosives Nazi-Waffenlager

Auf einem Grundstück in einer Wohnsiedlung in Wiener Neustadt ist es am Wochenende zu einem brisanten Waffen- und Nazi-Fund gekommen. Die Polizei stieß in einem unbewohnten Haus und einem unterirdischen Bunker im Garten auf Maschinengewehre und hochexplosives Kriegsmaterial. Wie das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) herausfand, wurde das Waffenlager von einem 48-jährigen Wr. Neustädter angelegt. Ein Vorfahre des Verdächtigen soll ein bekannter und gefürchteter Nazi und sogar SS-Reichsführer gewesen sein. Deshalb habe der Mann auch geschichtliches Interesse und nach eigenen Angaben eine "große Sammlerleidenschaft" für Überbleibsel aus der Kriegs- und Nazi-Zeit.

Lebensgefahr

Was der Mann anscheinend nicht bedacht hat, war, dass für jeden der das Grundstück betrat, Lebensgefahr bestand. "Der schlechte Zustand des Kriegsmaterials hat die Sache so gefährlich gemacht", erklärt der Chef des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT), Roland Scherscher.

Für die Untersuchung des Grundstücks wurden Spezialisten des Entminungs- und Entschärfungsdienstes angefordert. Im Haus und dem kreisrunden Bunker, der im Garten liegt, entdeckte man neben 17 Hand- und Sprenggranaten auch Abschussrohre für Panzerfäuste, Panzerminen, Sturm- und Maschinengewehre sowie Maschinenpistolen und Karabiner – sogar großkalibrige Maschinengewehre für Panzer waren darunter.

Da auch eine Puppe mit einer Nazi-Uniform und andere Abzeichen aus der NS-Zeit sichergestellt wurden, führten die Kriminalisten in der Wohnung des 48-Jährigen eine Hausdurchsuchung durch. Die Ergebnisse werden noch ausgewertet, es laufen Ermittlungen nach dem Verbotsgesetz.

Metalldetektor

Sicher ist dem Verdächtigen bereits eine Strafverfolgung nach dem Waffengesetz, erklärt Scherscher. Bei der Einvernahme gab der 48-Jährige an, dass er drei der gefundenen Waffen bei Sammlertreffen gekauft und das restliche Kriegsmaterial gefunden habe. Als leidenschaftlicher Sammler habe er sogar mit einem Metalldetektor an verschiedenen Kriegsschauplätzen in Nieder- und Oberösterreich gezielt nach Kriegsmaterial gesucht.

In der schmucken Wohnsiedlung im Zehnerviertel ist man heilfroh, dass die Sache jedenfalls ans Tageslicht gekommen ist. "Es ist schon beängstigend, wenn man weiß, was hier alles gefunden wurde", erzählt der unmittelbare Nachbar, Walter Taus.

Andere Anrainer gehen mit dem Waffennarr hart ins Gericht: "Gar nicht auszudenken was passiert, wenn Kinder auf dem Grundstück spielen und das Waffenlager finden. So etwas gehört hart bestraft."