Der Wein hat seine neue Königin
Von Markus Foschum
Der Weinbau in Niederösterreich hat eine neue Herrscherin: Laura Hummel heißt die Majestät, aus einem Winzerbetrieb in Niederschleinz (Sitzendorf an der Schmida, Bezirk Hollabrunn) kommt sie und die nächsten beiden Jahre wird sie als Weinkönigin regieren – zuerst für NÖ, dann für ganz Österreich.
„Aufregend, spannend und cool“ findet es die 23-Jährige, Botschafterin für den heimischen Wein zu sein. „Es ist eine Chance, sich weiterzuentwickeln, viele Menschen kennenzulernen, dazuzulernen“, erzählt sie. Einmal „Prinzessin sein“ war dabei kein Kindheitstraum, „schuld“ an der Krönung sei vielmehr ihre Vorgängerin. „Ich bin mit Sophie (Hromatka, Anm.) in die Weinbauschule Klosterneuburg gegangen, wir waren auch gemeinsam auf Praktikum in Kalifornien und sind gute Freundinnen. Als Sophie dann Weinkönigin wurde und ich mitbekommen habe, was da alles dazugehört, habe ich mir gedacht: Das wäre schon cool, wenn du das auch erleben kannst.“ Und so bewarb sie sich für die Thronfolge, überzeugte eine Jury mit ihrem Fachwissen, Auftreten, Redegewandtheit in Deutsch und Englisch und stellte auch bei der Weinverkostung viel Geschmack unter Beweis.
Im Mai wurde Laura die Erste von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gekrönt, ihr zur Seite stehen die Vizeköniginnen Ida Haimel (aus Traismauer) und Viktoria Bayer (aus Falkenstein). Und Hummel betont, dass sie nicht hübscher Aufputz für Wein-Events sind, sondern Expertinnen: „Wir wissen schon, wovon wir reden.“
Familienbetrieb
Ihr Wissen bringt die 23-Jährige auch zu Hause ein. „Meine Eltern haben den Betrieb 1998 von den Großeltern übernommen und den Fokus dann von der Landwirtschaft ganz auf den Weinbau gelegt.“ Auf neun Hektar gedeihen die Reben auf den humusreichen Löss-Böden rund um Niederschleinz. Natürlich der typische Grüne Veltliner, aber auch Weißburgunder, Chardonnay und mit dem Zweigelt darf auch ein Roter dabei sein.
Es handelt sich um einen Familienbetrieb, neben Kurt und Beatrix Hummel sowie Tochter Laura arbeitet auch noch die Oma und manchmal auch Lauras Schwester mit. Dass sie die vinophile Tradition fortsetzen will, habe sich auf der Weinbauschule in Klosterneuburg so richtig herauskristallisiert: „Das taugt mir eben.“
Den Betrieb weiterführen zu dürfen sei ein Privileg und die Eltern seien auch offen für (ihre) neuen Ideen, betont Laura. So hat sie die „Big Flight“-Linie angeregt. „Ich wollte Weißweine im Holzfass ausprobieren. Gelagert wird der Grüne Veltliner oder Weißburgunder im 500-Liter-Eichenfass, was einen dezenten Holzgeschmack ergibt. Ein Nischenprodukt, das aber gut angenommen wird“, erzählt sie.
Und wie schätzt die Weinkönigin den heurigen Jahrgang ein? „Es schaut super aus für 2024. Wir haben bei uns immer wieder Probleme mit Trockenheit, aber heuer passt es sehr gut.“ Im Weinbau gebe es laufend wetterbedingte Herausforderungen, aber man müsse sich mit der Natur mitbewegen. Auch mit einer frühen Weinlese sei zu rechnen.
Heimspiel
Einige Auftritte als Weinkönigin hat Laura I. schon absolviert. Das reichte von der Landesweingala bis zu Besuchen beim Traiskirchner Weinfest oder bei der Retzer Weinwoche. Im (Wein-)Herbst geht es dann mit etlichen Events erst so richtig los. „Besonders freut es mich, dass die Landesweintaufe heuer bei uns im Weinviertel, in Hollabrunn stattfindet. Das passt natürlich perfekt.“
Ein Jahr lang ist Laura Hummel Niederösterreichs Weinbotschafterin, dann warten als Bundeskönigin auch internationale Aufgaben. „Als Botschafterin und Sprachrohr der Winzerinnen und Winzer will ich mithelfen, heimische Weine zu positionieren und Menschen für den Wein zu begeistern.“ Generell gehe der Weinkonsum, vor allem beim Rotwein, zurück. „Die Leute konsumieren bewusster. Es wird weniger getrunken, aber stark auf die Qualität geachtet.“
Und welche Sorte trinkt die Weinkönigin selbst am liebsten? Wie es sich für eine Weinviertlerin gehört, handelt es sich um einen Grünen Veltliner. „Weil diese Sorte so viele Facetten hat. Ich habe ihn gerne etwas gereifter, wenn er gehaltvoll, schön cremig und füllig ist“, erzählt sie.