Coronavirus: Zu wenig Beatmungsgeräte für Covid-Spital in NÖ
Von Kevin Kada
In Niederösterreich werden die Covid-19-Patienten auf spezielle Krankenhäuser im Land aufgeteilt. Während zunächst nur fünf Spitäler, also eines pro Region, dafür vorgesehen waren, gibt es nun zehn Kliniken in Melk, Lilienfeld, Waidhofen/Thaya, Neunkirchen, Hollabrunn, Gmünd, Stockerau, Tulln, Scheibbs und Mödling.
Insgesamt stehen in den Krankenhäuser der Landesgesundheitsagentur 376 Intensivbetten zur Verfügung. Nicht für jedes gibt es allerdings ein Beatmungsgerät, wie Sprecher Bernhard Jany bestätigt: „Wir haben in den zehn Kliniken insgesamt 335 invasive Beatmungsgeräte.“
Vorwurf
Mit Stand Mittwochfrüh werden 55 Personen auf einer Intensivstation in einem der nö. Spitäler behandelt. Intensivstation bedeutet aber nicht zeitgleich auch eine notwendige Beatmung des Patienten. Und dennoch soll es bereits jetzt zu besorgniserregenden Situationen kommen, wie ein Mitarbeiter des Landesklinikums Hollabrunn, der anonym bleiben möchte, dem KURIER erzählt: „Bei uns ist es so, dass bereits jetzt entschieden werden muss, wer ein Beatmungsgerät bekommt und bei wem die Heilungschance zu gering ist, denn wir haben zu wenig Geräte.“
Grundsätzlich ist es im Rahmen der Triage, also der Einteilung der Patienten in verschiedene Gruppen die sich danach richtet wie akut die Erkrankung ist, vorgesehen, solche Entscheidungen zu treffen. Doch, dass dies bereits in der aktuellen Situation passiert, versteht der Mitarbeiter nicht.
Sieben Beatmungsgeräte im Covid-Spital
Die Landesgesundheitsagentur kann diesen Vorwurf nicht nachvollziehen. Laut Sprecher Jürgen Zahrl stehen in Hollabrunn sieben Beatmungsgeräte zur Verfügung. Am Mittwoch mussten vier Patienten beatmet werden. „Insgesamt konnten wir zu den bereits bestehenden Beatmungsgeräten zusätzlich 50 weitere Geräte beschaffen. Die Versorgung ist damit also sichergestellt“, sagt Zahrl.
Auch, dass gerade das Hollabrunner Spital, trotz Covid-Spezialisierung, keine zusätzlichen Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen hat, stößt dem Mitarbeiter sauer auf: „Wir sollen hier Patienten behandeln, die an dem Coronavirus erkrankt sind und bekommen weder zusätzliche Schutzausrüstung noch zusätzlich geschultes Intensivpersonal.“
Diesen Vorwurf negiert Zahrl ebenfalls mit der Begründung, dass „aktuell genug Schutzkleidung vorhanden ist. Außerdem habe man den Stationen sonderausgebildetes Intensivpersonal, Personal aus Aufwachräumen und aus dem OP-Bereich zur Seite gestellt.“
Geburten werden ausgelagert
Dass die Kliniken nicht ihren gewohnten Aufgaben nachkommen können ist liegt durch die Situation auf der Hand, meint die Landesgesundheitsagentur. Die Geburtenstation des LK Hollabrunn genießt beispielsweise weit über die Bezirksgrenzen hinaus einen guten Ruf. Diese Station bleibt künftig Covid-Patienten vorbehalten.
„Die Betreuung der Patientinnen, die nicht als positive Covid-Fälle oder Verdachtsfälle eingestuft sind, erfolgt in enger Kooperation mit den umliegenden Landes- und Universitätskliniken, beispielsweise durch das LK Mistelbach und das UK Tulln“, erklärt Sprecher Jany.