Coronavirus: Ortschef in Quarantäne als Manager und Info-Drehscheibe
Offen und mit umfassender Information hält Bürgermeister Johannes Pressl die Einwohner seiner Gemeinde Ardagger im Bezirk Amstetten über die schwierige Coronavirussituation auf dem aktuellen Stand. Pressl befindet sich selbst bei der Familie daheim in Quarantäne - er hatte Kontakt mit einer Person, die sich später als infiziert herausgestellt hat.
Die Kommune an der Donau ist seit der Vorwoche ein niederösterreichweiter Hotspot bei den Infizierten-Zahlen. Mit 15 Fällen und 122 Personen in behördlicher Quarantäne musste das gesellschaftliche und soziale Gemeindeleben früher als landesweit auf eine möglichst niedrige Stufe gestellt werden. „Es hat sich eine Art Selbstquarantäne entwickelt“, erzählt Pressl zur aktuellen Situation.
Ernst der Lage erkannt
„Das einzige Positive ist vielleicht, dass die Leute ziemlich rasch den Ernst der Lage erkannt haben“, sagt Pressl. Tatsächlich hat sich die Zahl der Infizierten in den letzten Tagen eingebremst. Zwar steigen „mit dem Wahrnehmen der realen Situation die Ängste bei jedem Einzelnen“, sagt Pressl, doch es gelte wichtige Grundlagen, von der Produktion von Lebensmittel bis zum Funktionieren der Kläranlage oder der Müllabfuhr zu garantieren.
„Momentan gilt es die örtliche Versorgung gut am Laufen zu halten“, schildert er im KURIER-Gespräch. Weil etliche Bäcker und Nahversorger unter Quarantäne genommen werden mussten, sei die Situation herausfordernd.
„Aber gestern haben sich elf Personen ohne Aufforderung gemeldet, die Leuten gerne Lebensmittel vorbeibringen wollen oder andere Besorgungen erledigen“, erzählt er. Am Dienstagvormittag wurde nun in allen vier Katastralgemeinden ein freiwilliger Bring- und Holdienst installiert.
Kampf gegen "Fake News"
In seinem Info-Blog kämpft Pressl auch gegen „Fake News“ über die Zahl der Infizierten oder die Quarantänemaßnahmen an. Außerdem berichtet er über Krankheitsverläufe, die ihm Kranke schildern. „Sobald Probleme mit der Lunge auftauchen, ist äußerste Vorsicht geboten“, warnt er.
Ein Problem, so Pressl, sei auch, dass manchen Leuten daheim die Decke auf den Kopf falle. „Was können wir dagegen tun, vielleicht gibt’s Rezepte“, fordert er Bürger zu Vorschlägen auf. Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen werde auch in seiner Gemeinde noch stark steigen, glaubt Pressl. "Mich beschäftigt auch schon, wie wir unter diesen Umständen heuer Ostern feierlich gestalten können", blickt er in die Ferne.