Chronik/Niederösterreich

Bombenalarm vor Tourismusschule

Mittwochfrüh um 7.15 Uhr ging der Notruf bei der Polizeiinspektion Wöllersdorf ein: „Hier liegt etwas, was wie eine Bombe aussieht.“

Was zunächst wie ein dummer Scherz anmutete, entpuppte sich rasch als brandgefährliche Situation. Auf dem Parkplatz der Landesberufsschule für Tourismus in Waldegg, Bezirk Wiener Neustadt, wurde am Mittwoch ein täuschend echt aussehendes „Bombenpaket“ gefunden. Neben der Fahrertüre eines blauen VW Golf lag ein Paket, bestehend aus zwei zusammen geklebten Gaskartuschen, Drähten, Kabeln, mehreren Batterien sowie einem Handy. „So wie das aussieht, müssen wir von einer echten Bedrohung ausgehen“, erklärte die Polizei und sperrte das Areal vor der Schule großräumig ab.

Während Beamte die Schulleiterin Martha Umhack über den brisanten Fund in Kenntnis setzten, wurde der Entschärfungsdienst des Bundeskriminalamtes angefordert. Indes kam in der Schule sofort der Verdacht auf, dass die Bombe am Parkplatz vielleicht von einem Schüler stammen könnte.

Explosion

Am Dienstag war es im Internat der Berufsschule zu einem Zwischenfall gekommen, bei dem ein 17-jähriger Lehrling aus dem Bezirk Neunkirchen sonderbare Drohungen aussprach. Die Beamten, die eins und eins zusammen zählten, wurden sofort stutzig und holten den Lehrling zum Verhör. Dabei machte er sehr merkwürdige Angaben. Etwa, dass er 2009 bei einer Bomben-Bastelei dabei war, wo es zu einer unvorhergesehenen Explosion kam. Sein Freund wurde dabei schwer verletzt. Die Ermittler fanden den Vorfall tatsächlich bei den Akten. Durch die Aussagen mussten die Einsatzkräfte davon ausgehen, dass das Paket am Parkplatz tatsächlich explosiv sein könnte.

Die Spezialisten des Entminungsdienstes gingen mit aller größter Vorsicht vor. Mit einem ferngesteuerten Spezialrobotor, auf dem eine Kamera und Greifarme installiert sind, wurde die „Bombe“ aus nächster Nähe unter die Lupe genommen. Die Experten entschieden, das Paket mit dem Roboter in sichere Entfernung zu bringen und dort zu entschärfen. Da dies jedoch nur händisch gemacht werden konnte, schlüpfte ein Beamter des Entschärfungsdienstes in seinen 50 Kilogramm schweren Schutzanzug.

Mit einem mobilen Röntgengerät wurde das Paket zunächst durchleuchtet Dann wurden die Verkabelung und die Drähte gelöst. „Es entpuppte sich zum Glück als nicht taugliche Bomben-Attrappe“, erklärt der Chef-Brandermittler des nö. Landeskriminalamtes, Erich Rosenbaum. Die Gaskartuschen waren leer.

Blindgänger

Auch ein schwerer Rucksack, der im Schulgebäude gefunden wurde, entpuppte sich bei der Untersuchung mit dem Roboter als „Blindgänger“. Er war lediglich voller Schulbücher.

Dennoch wird der Zwischenfall Ernst genommen. Am Nachmittag fanden zwei Hausdurchsuchungen statt. Eine davon im Internat und die andere in der Unterkunft des Verdächtigen in Ternitz bei Neunkirchen. „Die Durchsuchungen brachten jedoch keine neuen Erkenntnisse“, sagt Rosenbaum.

Überprüft wird auch, ob die angsteinflößende Aktion vielleicht jenem Mädchen gegolten hat,dem der blauen VW Golf gehört, neben dem die Attrappe abgelegt wurde. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Der verdächtige Lehrling wurde vorerst wieder freigelassen.