Chronik/Niederösterreich

Bluttat in Strasshof: Mann (28) tötete seine Mutter im Wahn

Der 28-Jährige wirkt ruhig, gefasst. Geduldig sitzt er vor der Richterin und wartet  darauf, dass alle Beweise vorgelegt, alle Sachverständigen befragt, alle Protokolle verlesen sind. An die schreckliche Vorkommnisse, über die am Dienstagvormittag in Korneuburg so ausführlich gesprochen wird, kann er sich kaum noch erinnern. Nur eines weiß er mit Gewissheit: Dass er es war. Bei seiner Befragung legte er ein umfassendes Geständnis ab.

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Der 28-Jährige soll am 3. April 2023 seine Mutter getötet haben. Er ging in die Küche, griff sich vier Fleischmesser und stach auf die 60-Jährige ein. Der Stiefvater, der seine Frau beschützen wollte, erlitt lebensbedrohliche Verletzungen. Und auch seinem eigenen Leben wollte der 28-Jährige ein Ende setzen: Nach der Tat kletterte er auf das Dach des Reihenhauses in Strasshof (Bezirk Gänserndorf), nahm Anlauf und stürzte sich auf die Straße, vor die Füße der Einsatzkräfte. Er wurde schwer verletzt.

Schwere Psychose

Was damals noch niemand wusste: Der junge Mann litt an einer schweren Psychose, und das schon seit Jahren. Behandelt wurde er dagegen nie. Seit ganzes Erwachsenenleben lang hatte er Cannabis konsumiert, die Drogen sollen seine Wahnvorstellungen befeuert haben, ebenso wie die vielen Unsicherheiten der Pandemiezeit.  Mit der Zeit spitzten sich die Ängste zu, ebenso wie Verschwörungstheorien, die er kurz vor der Tat noch in einem Manuskript zu Papier gebracht hatte. Und auch  sein Körper reagierte auf die Anspannung, mit Herzrasen und Übelkeit.

Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen.

Am 3. April habe sich seine Psychose dann „wie ein Blitz entladen“, schilderte der medizinische Sachverständige. Der 28-Jährige war demnach der festen Überzeugung, dass seine Mutter durch einen Alien ersetzt worden war, ihm Böses wollte. Also stach er auf  sie ein. Über 30 Mal, mit all seiner Kraft. 

„Wie ein Blitz entladen“ 

„Er war nicht zurechnungsfähig, also nicht in der Lage, das Unrecht seiner Tat zu erkennen“, waren sich seine  Verteidigerin und die Staatsanwältin einig. Weshalb die Geschworenen nicht über seine Schuldigkeit, sondern über die Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum zu entscheiden hatten.  

Und sie folgten der Empfehlung des Sachverständigen:  Der 28-Jährige wird in der Justizanstalt Göllersdorf untergebracht, wo er bereits in den letzten Monaten medikamentös behandelt wurde. Nicht zuletzt, um eine weitere Gefahr für andere Menschen auszuschließen. Dort soll er lernen, mit seiner Krankheit umzugehen. Der Angeklagte nahm das Urteil an, das somit rechtskräftig ist.