Beißen, Kratzen, Spucken: Notrufknopf für das Spitalspersonal
Deeskalationsmaßnahmen und Schulungen reichen nicht mehr aus. Die NÖ Landesgesundheitsagentur schützt das Krankenhauspersonal in Zukunft auch mit Alarmgeräten vor gewaltvollen Übergriffen in Spitälern. Die Zahlen sind alarmierend. Alleine in niederösterreichischen Kliniken werden mehrere tausend Übergriffe jährlich gezählt. Die Angriffe gegen medizinisches und pflegerisches Personal reichen von wüsten Beschimpfungen bis hin zu körperlichen Attacken, heißt es dazu bei der Landesgesundheitsagentur.
Im Krankenhaus Wiener Neustadt hat man deshalb das Pilotprojekt „Disty“ gestartet, das schon länger als tragbarer Notrufknopf für Senioren am Markt ist.
„Disty“ sieht aus wie eine Armbanduhr und löst per Knopfdruck einen automatisierten Rundruf aus, bei dem einerseits Kolleginnen und Kollegen als Ersthelfer als auch die Betriebsfeuerwehr zu einem Übergriff gerufen werden“, erklärt Projektleiter Marc Hochstätter.
Der Bedarf ist groß
Auf diese Art und Weise soll das Personal, welches mit gewalttätigen Personen konfrontiert ist, rasche Hilfe erhalten. Bedarf gibt es genug, wie eine Untersuchung in den 27 Landeskliniken zeigt. Bei einer Erhebung 2018 wurden in 7 Monaten insgesamt 1.109 gewaltvolle Übergriffe dokumentiert. In den meisten Fällen sind diese von Patienten ausgegangen, aber auch Angehörige und Besucher tauchen in den Erhebungsbögen als Aggressoren auf. In der Folge wurden Mitarbeiter aus besonders gefährdeten Bereichen in Deeskalationsprogrammen auf solche Ernstfälle trainiert. „Bedenkt man, dass bereits mehr als 30 Prozent der Übergriffe körperliche Attacken wie beispielsweise spucken oder beißen sind, dann wird klar, dass Schulungen alleine nicht mehr reichen“, heißt es aus dem Landesklinikum Wr. Neustadt.
Deshalb sei man hier einen Schritt weitergegangen und habe bereits vor Weihnachten das Projekt begonnen. Das System setzt einen stillen Notruf ab, der auf definierte Handys übertragen wird. Zusätzlich erhalten die Ersthelfer eine Audiotextansage, wo der Notfall stattfindet. Zunächst wird „Disty“ in fünf Abteilungen des Klinikums getestet.