Chronik/Niederösterreich

Anwalt wollte Hahn das Krähen verbieten: Happy End im Hühnerstreit

Wer war zuerst hier: die Henne oder der Anwalt? Im aktuellen Fall aus Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) lässt sich die Frage leicht beantworten. 

Schon seit vielen Jahren hatte eine Familie im Ort Hühner gehalten, als in der Nachbarschaft eine Anwaltskanzlei ihre Pforten öffnete. 

Das Bauprojekt an sich war bereits nicht unumstritten. Bürgerlisten-Chefin Gabriele Wladyka machte gegen den Umbau mobil - allerdings erfolglos.

Unterlassungserklärung

Nun sorgen die Anwälte erneut für Gesprächsstoff im Ort. Weil sie sich durch die Hühnerhaltung in der Nachbarschaft gestört fühlten, drohten sie mit rechtlichen Schritten gegen die Eigentümer

Man sei „durch den Lärm, der von Ihrer Hühnerhaltung ausgeht, in der bestimmungsgemäßen Nutzung unserer Kanzlei unzumutbar beeinträchtigt. Ihr Hahn kräht unzählige Male am Tag", heißt es in einem Schreiben an die Nachbarn. 

Arbeiten bei offenen Fenstern sei unmöglich. Und: "Die Störung tritt auch bei geschlossenen Fenstern ein."

Man fordere die Familie daher "zur sofortigen Unterlassung dieser ortsunüblichen und unzumutbaren Lärmbelästigungen" sowie zur Unterfertigung einer Unterlassungserklärung auf. 

Wladyka dazu: "Die Hühner sind bei der BH registriert und es ist alles rechtens. Wir sind der Meinung: Der Hahn war vorher da.“

Sind Hühner ortsunüblich?

Auch SPÖ-Gemeinderat Anton Plessl hielt fest: "Schon 2016 hat das Bezirksgericht Mödling festgehalten, dass die Haltung von Hühnern und Hähnen – und damit deren typischen Auswirkungen als ortsüblich zu betrachten sind, insbesondere dann, wenn im Umkreis der Liegenschaften über einen längeren Zeitraum mehrere ähnliche Haltungen bestanden. Dass diese teilweise nicht mehr bestehen, führt noch nicht dazu, dass die Hühnerhaltung ortsunüblich geworden wäre." 

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Nun gibt es gute Nachrichten von der Hühnerfront: Der Streit, der auch in den sozialen Medien emotional kommentiert wurde, konnte beigelegt werden. Anwalt Patrick Skalitzky bestätigt auf Facebook, man habe "auf freundlicher, nachbarschaftlicher Basis vereinbart, dass Hahn Kiki seinen Lebensabend bei der Familie verbringen darf". 

Im Gegenzug gebe es die Zusicherung, nach dem Ableben des Gockels keinen neuen mehr anzuschaffen.

"Friedliches Miteinander"

Deutlich verurteilt Skalitzky aber auch die "Art, wie die Diskussion in den sozialen Medien geführt wurde". Er verurteilt "Hass im Netz" und betont: "Wir hoffen auf ein friedliches Miteinander in unserer schönen Gemeinde." Und der Anwalt kritisiert Gabriele Wladykas Rolle in diesem Fall. Die Einigung sei ohne Wladykas Zutun erreicht worden. 

Das sieht die Tochter der Hühnerhalter allerdings anders. In einem Facebook-Posting dankt sie Wladyka explizit für deren Einsatz. "Ohne ihre Unterstützung, Einsatz und Engagement wäre diese Story nie an die Öffentlichkeit gelangt. Ohne den regen Zuspruch aus der Bevölkerung wäre es nicht zu einer so raschen Einigung gekommen", ist sie überzeugt.

Und Wladyka freut sich: "Das enorme Interesse an dieser Angelegenheit hat gezeigt, dass die meisten Menschen so etwas Natürliches und Dörfliches wie gackernde Hühner und krähende Hähne in ihrem Lebensbereich schätzen und beibehalten wollen. In einer Zeit, wo eh alles immer mehr grau und trostlos wird, braucht man diese Lebendigkeit umso mehr."