Amtsleiter entlassen: Jetzt trat Winzendorfs Bürgermeisterin zurück
Von Stefan Jedlicka
Sie hatte für großes Aufsehen in Winzendorf (Bezirk Wiener Neustadt-Land) gesorgt, als sie vor wenigen Wochen überraschend Amtsleiter Hans-Peter Sammer fristlos entließ. Jetzt ist Ernestine Kostak selbst ihren Job als Bürgermeisterin los. An der Gemeinderatssitzung am Montagabend nahm Kostak schon nicht mehr teil - ebenso wie Vizebürgermeister Wolfang Kolb (beide Bürgerliste UBL). Sie ließen eine Erklärung verlesen, in der sie ihre Rücktritte bekannt gaben.
Nur drei Stimmen für Entlassung
Gründe für den überraschenden Schritt wurden darin nicht genannt. Diese stehen aber wohl im Zusammenhang mit einem Tagesordnungspunkt der Gemeinderatssitzung. Darin sollte nämlich die von der Bürgermeisterin ausgesprochene Entlassung Sammers nachträglich legitimiert werden. Das misslang. Und war deutlich. Nur drei von 14 Mandataren stimmten am Montag dafür, acht dagegen, drei enthielten sich (was ebenfalls als Ablehnung des Tagesordnungspunktes gilt).
Laut Gemeindeordnung lenkt nun der geschäftsführende Gemeinderat Michael Rössle (ebenfalls UBL) vorübergehend die Geschicke der Gemeinde. Bis 30. September müssen allerdings offiziell Nachfolger für Kostak und Kolb gewählt werden. Ob er selbst für das Amt kandidieren wird, lässt Rössle auf KURIER-Nachfrage offen: "Wir stimmen uns dazu intern noch ab."
Sammer kehrt zurück
Als höchst wahrscheinlich gilt hingegen die Rückkehr von Amtsleiter Hans-Peter Sammer. "Wir klären morgen, Mittwoch, mit ihm und seinem Anwalt ab, wie es weitergeht", so Rössle. Laut Gesetz gilt die Entlassung mangels Gemeinderatsbeschluss nun als nicht ausgesprochen.
Er selbst sei zur Rückkehr bereit, sagt Sammer. "Auch arbeitsrechtlich gibt es ja noch ein Verfahren. Es schaut aber so aus, als ob mein Dienstverhältnis wieder aufrecht ist."
Kandidatur für Gemeinderat unwahrscheinlich
Groll hege er keinen, versichert der Amtsleiter. Als Gemeinderat (er war Mandatar der UBL, ist nunmehr freier Gemeinderat) nahm er an der Sitzung am Montagabend selbst teil. Und berichtet: "Vom Bauchgefühl her habe ich die Sitzung als lockerer und anders als in den letzten Jahren empfunden. Vielleicht ist es gut für die Gemeinde, dass die Spitze ausgewechselt wird. Ich hoffe jedenfalls, dass Winzendorf jetzt wieder in ruhigere Gewässer kommt."
Politisch werde er sich allerdings voraussichtlich nicht mehr weiter engagieren, so Sammer. "Ich schaue definitiv nicht mehr in Richtung Bürgerliste und kann mir momentan eher nicht vorstellen, dass ich im Jänner noch einmal kandidiere. Ich will mich voll auf meine Tätigkeit als Amtsleiter konzentrieren."
Ernestine Kostak ließ am Dienstag per Aussendung wissen: „Wenn der Weg steinig wird und man keinen hundertprozentigen Rückhalt mehr spürt, muss man den Weg frei machen. Ich bereue keinen Schritt, den ich je gemacht habe.“