Chronik/Niederösterreich

Fritzl-Keller wird zubetoniert

Mit 300 Tonnen Spezialbeton (120 Kubikmeter) wird der Keller des Inzest-Vaters Josef Fritzl in Amstetten für die Nachwelt für immer unbegehbar gemacht. Mehr als fünf Jahre nach dem Auffliegen des Inzestfalls, der für weltweites Aufsehen gesorgt hat, richteten sich gestern am Areal des Fritzl-Anwesens Baufirmen für eine rund zweiwöchige Arbeit ein. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Fritzl, heute 78 Jahre, hatte seine Tochter 24 Jahre lang im Keller gefangen gehalten und mit ihr sieben Kinder gezeugt.

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Er habe sich zum Verfüllen des illegal errichteten Kellers entschlossen, um die Intimsphäre der Opfer auf ewig zu sichern, sagte Masseverwalter Walter Anzböck. Im Zuges des Privatkonkurses von Fritzl soll das Mehrparteienhaus dann verkauft werden, bestätigte er einen Bericht der Krone. Die kolportierten 100.000 Euro Kosten für die Verfüllaktion würden aber deutlich unterschritten, sagte der Anwalt. Einen Teil der nun anfallenden Kosten muss Anzböck vorfinanzieren. Einige Bauträger haben bei ihm Interesse am Objekt angemeldet.

Opferschutz

Dem Opferschutz wird auch während der Betonierarbeiten Rechnung getragen. In die Kellerdecke werden Löcher gebohrt durch die 120 Kubikmeter Fließbeton schichtweise in das Verlies gepumpt werden. So können auch Bauarbeiter den Opferschutz nicht stören.
In Amstetten selbst sorgte die Aktion gestern für wenig Aufregung. Nachbarn zeigten kaum Interesse, obwohl die Seitenstraße zum Horrorhaus gesperrt war. Baufirmen luden schwere Maschinen ab und stellten einen 30-Tonnen-Zementsilo auf. Gelegentlich zeigte sich eine Polizeistreife.

Von den internationalen Fernsehstationen, die 2008 das Haus belagerten, war gestern nichts zu sehen. Sporadisch tauchten heimische TV-Teams und Schaulustige auf. „Ich war damals hier und wollte mir das heute auch anschauen“ begründete Ignaz Hausleitner aus Dorfstetten seine Visite.

Kein Kommentar

Amstettens Bürgermeisterin Ursula Puchebner wollte die Aktion nicht kommentieren. „Es ist vereinbart, dass einzig der Masseverwalter Auskünfte gibt“, sagte sie. Garantiert wird auch, dass Neugierige während der Nacht keinen Zugang bekommen können. Der Zugang zum Areal wird verbarrikadiert, sagte Anzböck. Er überwachte das Einrichten der Baustelle persönlich. „Die Aktion war lange geplant. Dass wir dafür ausgerechnet den heißesten Tag des Jahres erwischen, ist Pech“, meinte der Anwalt schwitzend.

Unaufgeregt ging auch die Polizei Amstetten mit dem Fritzl-Einsatz um. „Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten für die nötige Sicherheit sorgen“, sagte Chefinspektor Johann Frenzl, machte aber keine Angaben, ob Sonderkräfte für die Baustelle abgestellt werden.