Amoklauf in Baden: Verdächtiger will sich nicht erinnern können
Von Patrick Wammerl
Mehrere Angriffe mit einem Messer, die in der Nacht auf Donnerstag kurz hintereinander in Baden bei Wien passiert sind, haben kurzfristig auch an einen Terrorangriff denken lassen.
Sechs Personen – darunter der mutmaßliche Täter selbst – wurden bei dem Amoklauf zum Teil schwer verletzt. Wie sich im Laufe des Donnerstags herausstellte, dürfte es sich bei der Tat aber um einen Beziehungsstreit handeln.
Doch der Reihe nach. Der 19-jährige Adam H. war am Mittwochabend in der Kurstadt Baden unterwegs. Gegen 22.30 Uhr dürfte er – vermutlich auf der Suche nach seiner Ex-Freundin – mit einem Dolch wütend auf Bekannte des Mädchens losgegangen sein.
Beim Weikersdorfer Platz soll der Mann – der gebürtige Tscheche ist mittlerweile österreichischer Staatsbürger – einen 20-Jährigen attackiert und mit dem Messer verletzt haben.
Zu Hilfe geeilt
Bei einem Lebensmittelmarkt in der Vöslauer Straße soll er kurze Zeit später auch die 16-jährige Ex-Freundin erwischt haben. Auch ihr soll der Verdächtige Verletzungen mit dem Messer zugefügt haben.
Zwei Freunde der jungen Frau (19 und 21 Jahre) stellten sich dem Angreifer in den Weg und wurden ebenfalls Opfer. Auch ein 63-jähriger Passant, der helfen wollte, soll von dem 19-Jährigen mit dem Messer verletzt worden sein.
Der Täter flüchtete, es wurde eine Großfahndung eingeleitet. An der Suche waren zahlreiche Streifen aus Baden und Umgebung, darunter auch zivile, beteiligt. Im Einsatz standen auch Diensthundeführer, Beamte des Landeskriminalamtes Niederösterreich, sowie kurzzeitig die Flugpolizei, die mit einem Hubschrauber nach dem Flüchtigen suchte.
Der Verdächtige wurde in einem Garten in der Elisabethstraße festgenommen. Bei seiner Festnahme wurde ein Messer sichergestellt.
Mordversuch
Der Beschuldigte sowie zwei Opfer wurden ambulant versorgt. Die drei weiteren Verletzten wurden stationär im Krankenhaus Baden aufgenommen. „Keines der Opfer ist in Lebensgefahr“, sagt Chefinspektor Hannes Fellner von der Mordgruppe.
Beamte des Landeskriminalamtes Niederösterreich ermitteln nun wegen mehrfachen Mordversuchs. Am Donnerstag gingen die Ermittler davon aus, dass sich der Angreifer mit dem Messer selbst verletzt hat.
Der Mann war bei seiner Festnahme schwer alkoholisiert.
Laut Ermittlern beruft sich der Verdächtige darauf, sich an nichts mehr erinnern zu können.
Weil es sich bei einer dem verletzten 16-jährigen Mädchen um die frühere Freundin des Verdächtigen handeln soll, gilt ein Beziehungsstreit als mutmaßliches Motiv für die Bluttat. Die Befragung aller Beteiligten war am Donnerstagabend noch im Gange.
Dem 19-Jährigen wird auch mögliche Sachbeschädigung zur Last gelegt: Laut einem Sprecher der Landespolizeidirektion soll er in seinem Ärger auch ein Fahrrad auf zwei Autos geworfen haben.