Chronik/Niederösterreich

Aluminiumschlacke: Teuerste Giftbombe der Geschichte

Spätestens seit der Umweltkatastrophe von Ungarn, wo roter Giftschlamm das Dorf Kolontár unter sich begraben hat, weiß man in Österreich um die Gefährlichkeit von Aluschlacke. Etwa 680.000 Tonnen dieses Giftmülls schlummern zusammen mit 300.000 Tonnen anderer Abfälle in einer alten Kiesgrube bei Wr. Neustadt. Zum Glück aber nicht mehr lange: Nach politischen Querelen wurde diese Woche endlich bekannt gegeben, dass noch im Oktober die Räumungsmaschinerie in Gang gesetzt wird - und zwar mit der Einleitung der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) beim Land Niederösterreich.

Es wird die teuerste Altlastensanierung in der Geschichte der Republik. Mit 190 Millionen Euro sind die Prognosen noch sehr niedrig angesetzt, meinen Fachleute. Trotz des gewaltigen Ausmaßes und des Gefährdungspotenzials war es lange Zeit unsicher, ob die Aluminiumschlackendeponie überhaupt geräumt wird.

90er-Jahre

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Der Bund weiß seit Anfang der 90er-Jahre von der tickenden Zeitbombe. Den Auftrag zur Räumung gab das Lebensministerium der Bundesalt-lastensanierungsgesellschaft (BALSA) jedoch erst im Dezember 2010. Damals hatte es wegen einer unter Verschluss gehaltenen Studie gehörigen Druck seitens der Stadt Wr. Neustadt gegeben. Demnach seien die Giftmengen bei weitem höher, als vom Bund kommuniziert. Während immer von 77 Tonnen Chlorid, 39 Tonnen Nitrat und 22 Tonnen Ammoniak gesprochen wurde, die jährlich ins Grundwasser gespült werden, so belegt eine Studie der Montanuniversität Leoben eine weit größere Brisanz: Demnach sind es 985 Tonnen Chlorid, 547 Tonnen Nitrat und 164 Tonnen Ammonium. Damit hätte die Deponie oberste Priorität und hätte schon längst geräumt werden müssen, lautete die Kritik.

Darüber verlor Bürgermeister Bernhard Müller im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch jedoch kein Wort mehr. Die Stadt ist froh, dass die Räumung endlich in die Wege geleitet wird. Derzeit liege der Grundwasserspiegel so niedrig, dass keine Gefahr einer Ausschwemmung ins Grundwasser bestehe. "Aber nur weil derzeit die Wasserversorgung nicht gefährdet ist, darf man sich nicht unnötig Zeit lassen", erklärt Müller.

Umwelt-Landesrat Stephan Pernkopf begrüßt die Räumung als "wichtigen Schritt für den Schutz unserer Umwelt": "Sobald das Projekt eingereicht ist, wird dies umgehend von unseren Experten bearbeitet." Das Land rechnet mit einer UVP-Dauer von einem Jahr. Das Projekt sei frühestens 2023 abgeschlossen, heißt es von Seiten der BALSA.