Chronik/Niederösterreich

1,4 Millionen Euro Schaden: Brandstiftung nach neun Jahren geklärt

In den späten Nachmittagsstunden des 28. Mai 2012 legten unbekannte Täter in der Diskothek "Nova" in Bruck an der Leitha an mindestens sechs unabhängig voneinander befindlichen Stellen und unter Zuhilfenahme von brandunterstützender Flüssigkeit und brennbaren Gegenstände mehrere Brände, wodurch der gesamte Innenbereich sowie das Gebäude zerstört wurden.

Durch die Brandstiftung entstand ein Gesamtschaden in der Höhe von über 1,4 Millionen Euro. Dank einer Feuerversicherung wurde der Besitzer des Gebäudes entschädigt. 

Trotz bestehender Verdachtslage, intensiv durchgeführter Ermittlungsarbeit und Auslobung von 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter, konnten diese vorerst weder ausgeforscht noch überführt werden.

DNA-Spur 

Die Ermittler stellten an einem, bei dem Brand benutzten, Benzinkanister 2012 bereits DNA-Spuren sicher, die allerdings nicht zugeordnet werden konnten. Im August 2020 gab es dann den Durchbruch, dank eines Spurentreffers in der Datenbank. Grund dafür war eine in Tschechien straffällig gewordene Person. 

Nach weiteren Ermittlungen durch Erich Rosenbaum, Leiter des Bereiches Brand-, Sprengstoff- und Explosionsdelikte und seinen Kriminalisten des Ermittlungsbereiches Brand des LKA NÖ konnte die Tat jetzt geklärt werden. Bei der damaligen Brandlegung soll es sich um eine Auftragstat durch den damaligen Betreiber der Diskothek gehandelt haben. Die Betreiber waren ein nunmehr 47-jähriger Österreicher aus dem Bezirk Hollabrunn und sein Geschäftspartner, einem nunmehr 50-jährigen Österreicher aus dem Bezirk Tulln.

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Die beiden sollen einen nunmehr 59-jährigen österreichischen Staatsbürger aus dem Bezirk Mistelbach für die Ausführung rekrutiert haben. Alle Beteiligten sind umfassend geständig.

DJ als Brandstifter

Am 1. November 2011 kaufte der 47-Jährige mit seinem 50-jährigen Geschäftspartner die Diskothek in Bruck an der Leitha. Aufgrund schleppenden Umsatzes und hoher finanzieller Außenstände wurde vom Gebäudeeigentümer im Mai 2012 eine Räumungsklage beim zuständigen Bezirksgericht eingebracht. Der 47-Jährige fasste deshalb den Entschluss, das Objekt in Brand setzen zu lassen, um sich durch die auszubezahlende Versicherungssumme einen finanziellen Vorteil zu verschaffen.

In einem Gespräch mit seinem damaligen Geschäftspartner soll der Hollabrunner den 50-jährigen Tullner angewiesen haben, eine geeignete Person zu finden, die die Tat durchführen könne. Die Brandstiftung soll letztlich der 59-Jährige aus dem Bezirk Mistelbach, der in der Diskothek als DJ gearbeitet und deshalb mit den Gegebenheiten bestens vertraut war, durchgeführt worden sein.

5.000 Euro Bezahlung

Für die Umsetzung der Tat soll mit dem Mistelbacher ein Betrag von 5.000 Euro vereinbart und als Zeitpunkt die Nacht von 28. auf 29. Mai 2012 festgelegt worden sein. Der Lokalbetreiber selbst traf dahingehend Vorbereitungshandlungen, indem er bei der rückwärtigen Notausgangstür das Schloss manipulierte, um den 59-Jährigen den ungehinderten Zutritt in das Lokal zu ermöglichen.

In den späten Abendstunden des 28. Mai 2012 soll der 59-Jährige mit einem Pkw zur Diskothek gefahren und insgesamt fünf Kanister mit je 55 Liter Diesel entladen haben. Danach soll er die Disko durch die manipulierte Notausgangstüre betreten und das Feuer an insgesamt sechs Punkten gelegt haben. 

Der 59-Jährige soll noch in derselben Nacht zu Bekannten nach Deutschland gefahren sein, um sich ein Alibi zu verschaffen. Im August 2020 wurde der 59-Jährige in Tschechien straffällig und wurde von den dortigen Polizeibehörden erkennungsdienstlich behandelt. Die drei Beschuldigten werden nun bei der Staatsanwaltschaft Korneuburg angezeigt.

„Ich freue mich über die Klärung dieser länger zurückliegenden Brandstiftung und gratuliere dem Team des Ermittlungsbereiches Branddelikte zum Erfolg. Der Fall bestätigt die Wichtigkeit internationaler Zusammenarbeit in der Kriminalitätsbekämpfung und zeigt, dass akribische Beharrlichkeit auch nach Jahren zur Aufklärung einer Tat führen kann“, so LKA-NÖ-Chef Omar Haijawi-Pirchner.