Lange Gasse, kurze Begegnungszone
Vor rund einem Jahr sprachen sich die Grätzelbewohner dafür aus, in wenigen Tagen wird sie umgesetzt: die Begegnungszone Lange Gasse. Nach Mariahilfer Straße, Schleifmühlbrücke, Wehr-, Herren- und Reschgasse ist sie der sechste Wiener Straßenabschnitt, auf dem Autofahrer, Radler und Fußgänger gleichberechtigt unterwegs sind. Und sie soll auch nicht der letzte sein – zumindest, wenn es nach dem grünen Vize-Bezirkschef Alexander Spritzendorfer geht.
Zur Begegnungszone umgestaltet wird der rund 120 Meter lange Abschnitt der Langen Gasse zwischen Josefstädter Straße und Hugo-Bettauer-Platz sowie ein kleines Stück der Zeltgasse. Kommenden Montag wird die Baustelle eingerichtet, die Arbeiten starten laut MA 28 (Straßenbau) tags darauf. Fahrbahn und Gehsteige werden auf ein Niveau gehoben und gepflastert. Entlang der Häuser werden Pflanztröge platziert, unweit des Hugo-Bettauer-Platzes ist eine kleine Grünfläche geplant.
Kosten werden all diese Maßnahmen rund 690.000 Euro – wobei die Stadt 80 Prozent bezahlen wird, den Rest der Bezirk. In zwei bis drei Monaten soll der Umbau abgeschlossen sein. Während dieser Zeit ist die Lange Gasse abschnittsweise, für jeweils wenige Wochen, für den Verkehr gesperrt.
Seinen Beginn nahm die Umgestaltung vor rund sieben Jahren, als die MA 28 den Belag der Gasse reparieren wollte. Anrainer machten sich daraufhin stark, die Sanierung zum Anlass für eine größere Umgestaltung zu nehmen. Wie diese aussehen soll, war allerdings umstritten. „Verkehrslösungen werden immer kontroversiell diskutiert“, sagt ÖVP-Bezirksvorsteherin Veronika . Ein Streitpunkt war der mögliche Verlust von Parkplätzen durch eine Begegnungszone. Letztlich stimmten vergangenen Sommer mehr als 56 Prozent der Anrainer dafür. Statt 30 gibt es künftig nur mehr zehn Parkplätze, versetzt auf beiden Straßenseiten angeordnet.
Für eine Begegnungszone kommen auch andere Josefstädter Straßen in Frage, glaubt Spritzendorfer. Etwa der Josef-Matthias-Hauer-Platz vor dem Café Hummel. In einer Untersuchung ließ der Bezirk bereits mehrere Varianten einer Verkehrsberuhigung prüfen. „Eine Begegnungszone ist möglich“, interpretiert Spritzendorfer die Ergebnisse. Mickel-Göttfert zufolge reichen die aufgezeigten Optionen von der Schaffung einer „größeren Blumeninsel“ bis hin zu einem „kleinen Platz“ – eine Begegnungszone gehöre aber nicht dazu.
Skeptisch ist sie auch gegenüber einer weiteren grünen Wunsch-Begegnungszone: der Florianigasse. Dort wird in wenigen Wochen Radfahren gegen die Einbahn ermöglicht. Die Initiative ging von den Grünen aus – offenbar nicht ohne Hintergedanken. Denn schon bei der Verkündung des Beschlusses pochten sie auf eine Reduktion des Durchzugsverkehrs. „Wir müssen schrittweise das nehmen, was politisch eine Mehrheit findet“, sagt Spritzendorfer.