Millionenbetrug EXW: Angeklagter aus Brasilien endlich vor Gericht
Von Anja Kröll
Seit September 2023, dem Beginn des Megaprozesses im Millionenbetrugsfall um das Krypto-Geflecht von EXW-Wallet, wird im Saal 29 des Landesgerichts Klagenfurt auf sein Erscheinen gewartet.
Auf den Auftritt jenes Manns, der ein weiterer Mastermind in einer Gruppe junger Männer sein soll, die von Kärnten aus rund 40.000 Opfer um 100 Millionen Euro betrogen haben soll.
Seit Ende April 2023 befand sich der Mann in Brasilien in Auslieferungshaft. Diese soll er am Dienstag nun gegen ein Platz auf der Anklagebank vor Richterin Claudia Bandion-Ortner tauschen. 14 Plätze finden sich dort, 11 waren zuletzt belegt.
Den Männern wird gewerbsmäßiger schwerer Betrug, Geldwäsche, Pyramidenspiel und kriminelle Vereinigung vorgeworfen.
Pyramidenspiel
Stark vereinfacht haben Investoren Geld in eine Art Pyramidensystem einbezahlt, ausbezahlt sollen sie nie etwas bekommen haben. Der Verbleib von 100 Millionen Euro ist also völlig offen.
Die Hauptangeklagten - ein 26-jähriger Schulabbrecher und ein 24-Jähriger, der sich 2020 nach Bali abgesetzt haben soll, um dort in einer Villa mit Haifischbecken und eigenem Hubschrauberlandeplatz zu leben - belasteten den Mann im Laufe des Prozesses schwer.
Leben und Berge
Doch wer ist er? In Youtube-Videos präsentiert sich der Angeklagte gerne mit Sonnenbrille. Auf hohen Bergen, deren Namen und Höhe er zwar nicht nennen kann, die er aber gerne mit dem Leben vergleicht. "Das Leben ist dasselbe wie ein Berg. Ein Berg den man besteigen muss", gibt er dort etwa zum Besten.
In anderen sozialen Medien tritt er ganz als Geschäftsmann auf, in einem großen Sessel und mit Handy in der Hand.
Wie er seinen Auftritt im Landesgericht Klagenfurt anlegen wird, bleibt mit Spannung abzuwarten.
Wo ist das Geld?
Offen bleibt auch, ob der neue Mann auf der Anklagebank eine Antwort auf eine alte Frage haben wird: Wo ist das gesamte Geld, um das die Anleger gebracht worden sein sollen? Der Verbleib von angeblich 100 Millionen Euro ist auch nach unzähligen Prozesstagen weiter unklar.
Dass sich das gesamte Geld bei jenem Mann befindet, der weiterhin auf der Flucht in Dubai sein soll, gilt als eher unwahrscheinlich.
Eines könnte mit dem Auftritt des Angeklagten aus Brasilien in Klagenfurt aber nun zumindest in greifbare Nähe rücken: Ein Urteil in dem Mega-Prozess.