Zwei tote Flüchtlinge im Burgenland: Möglicher Schlepper festgenommen
Von Paul Haider
Die Ereignisse am 19. Oktober im österreichisch-ungarischen Grenzland bei Siegendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) weckten grausige Erinnerungen an die Flüchtlingstragödie von Parndorf mit 71 Toten im Jahr 2015.
In Siegendorf befreite eine Bundesheer-Patrouille 29 Menschen, die sich dicht an dicht auf der Ladefläche eines gelben Peugeot-Kastenwagens drängten. Zwei Männer lagen reglos am Boden – sie konnten nur noch tot geborgen werden. Die Männer waren während der Fahrt im überfüllten Lieferwagen erstickt.
Der Lenker des Wagens flüchtete zu Fuß vor den Bundesheer-Soldaten. Eine grenzüberschreitende Fahndung der Polizei verlief erfolglos. Die Flucht des Mannes sollte bis 8. Dezember andauern: Vergangenen Mittwoch wurde der 19-jährige mutmaßliche Schlepper, der für den Tod der beiden Migranten hauptverantwortlich gemacht wird, in seinem Heimatland Lettland festgenommen.
20 Mitglieder einer Schlepperbande gefasst
Der Verhaftung vorangegangen waren weitreichende Ermittlungen gegen eine international agierende Schlepperorganisation. Die Zusammenarbeit zwischen dem Landeskriminalamt Burgenland und der ungarischen Polizei führte zur Festnahme von insgesamt 20 Verdächtigen (zwölf in Österreich, acht in Ungarn). Sie sollen vor allem Geflüchtete aus Afghanistan und Syrien nach Österreich gebracht haben.
Im Zuge dieser Verhaftungen kamen die Ermittler auch auf die Spur des flüchtigen Schleppers von Siegendorf. Dem 19-jährigen lettischen Staatsbürger war es gelungen, in sein Heimatland zurückzukehren. Ab 22. November hat die lettische Zielfahndungseinheit intensiv nach dem Verdächtigen gesucht. Am 8. Dezember erfolgte der Zugriff: Der 19-Jährige wurde auf offener Straße festgenommen – laut Polizei kam die Verhaftung für den Mann völlig überraschend. Er befindet sich nun in Übergabehaft und wartet auf die Auslieferung nach Österreich.
Lob vom neuen Innenminister
Lob für die erfolgreiche, grenzüberschreitende Polizeiarbeit kam am Dienstag von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP): „Durch dieses engmaschige Netzwerk der Sicherheitsbehörden und die gute internationale Zusammenarbeit der Polizei kann sich kein Täter auf der Flucht sicher fühlen. Die Zielfahnder sind ein Aushängeschild der österreichischen Polizei und genießen international höchstes Ansehen“, sagte Karner.