Zu wenig Personal? Land schließt Wohnheim für Kinder und Jugendliche
Von Thomas Orovits
Die Lage sei für ihn und die acht Mitarbeiter "sehr dramatisch", sagt Michael Habersack am Mittwoch zum KURIER. Seit drei Jahrzehnten ist Habersack in der Kinder- und Jugendhilfe aktiv, seit 13 Jahren betreibt er eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft in Litzelsdorf im Bezirk Oberwart.
Jetzt wurde die Einrichtung vom Land geschlossen, wie zuerst der ORF Burgenland berichtete. Es handle sich um "eine vorübergehende Einstellung der Betriebsbewilligung", hieß es von der zuständigen Fachabteilung im Landhaus.
Am 6. Juni seien drei Mitarbeiter des Landes im Zuge der jährlichen Kontrolle im Haus gewesen, ein paar Tage später sei er davon verständigt worden, das Haus müsse "wegen Gefahr in Verzug" geschlossen werden.
Am 17. Juni seien die fünf Kinder und Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren abgeholt und auf verschiedene Heime im Burgenland aufgeteilt worden, so Habersack.
Die acht Mitarbeiter müsse er nun kündigen, das Haus schließen. Wie es weitergehe, wisse er nicht. Ebenso wenig, was genau man ihm vorwirft. "Es hat immer wieder Beanstandungen gegeben", erzählt Habersack, aber man habe immer einige Wochen Zeit gehabt, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen.
Zu wenig Personal
Das Land als Aufsichtsbehörde will mit Verweis aufs laufende Verfahren nichts dazu sagen. Habersacks Anwalt Claus Schützenhöfer meint auf KURIER-Anfrage, das Land habe ihm telefonisch mitgeteilt, der Hauptgrund für die Schließung sei "zu wenig Personal" gewesen.
Man warte nun aber auf den Bescheid des Landes, der noch in dieser Woche bei Habersack einlangen sollte. Dann könnte es durchaus sein, dass Habersack dagegen beruft. "Aber die Kinder sind weg und bald auch die Mitarbeiter", hadert Habersack.
Vor sieben Jahren sorgte eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft im Nordburgenland für Aufregung, die Volksanwaltschaft hatte schwere Vorwürfe erhoben, später wurde auch das Land aktiv.
31 Einrichtungen für Kinder- und Jugendhilfe gibt es im Land, sie werden allesamt zu 100 Prozent aus Landesmitteln finanziert. Die Tagsätze decken Personalkosten und Infrastruktur ab, heißt es.