Chronik/Burgenland

Der Bezirk Mattersburg singt: „Weu i di so mog“

Die Musikbranche habe er schon mit all ihren Höhen und Tiefen kennengelernt, sagt Kurt Scherzer. Mit seinem Kompositionspartner Thomas Strmiska schreibt er seit den späten 1980er-Jahren Musik für ihre eigene Gruppe namens „Misfit“, aber auch für andere – zum Beispiel gab es eine Kooperation mit Jazz Gitti.

Während der Coronajahre hat das Duo eine Kreativpause eingelegt. Scherzer ließ die Musik für einige Zeit links liegen – bis der Wahlburgenländer aus Wien eines abends spontan zur Akustikgitarre griff und ein neues Lied Gestalt annahm. Das Ergebnis trägt den Titel „Weu i di so mog“.

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Im KURIER-Gespräch beschreibt Scherzer den unkonventionellen Entstehungsprozess: „Das Lied ist in einer Abendsommerlaune entstanden. Nach drei, vier Gläsern Wein ist es einfach wie ein Film aus mir herausgelaufen.“

Nachdem der neue Song fertig gestellt war, hat ihn der Komponist „angetestet“, also verschiedenen Leuten vorgespielt. „Da habe ich gemerkt, da ist was da, auf das Jung und Alt anspringt, das hatte ich davor noch nie“, erzählt Scherzer. Da sich der Text um die Liebe zum Burgenland und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern dreht, war bald die Idee geboren, Laien aus der Region für die Studioaufnahme von „Weu i di so mog“ ins Boot zu holen.

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„Man sollte das Lebensgefühl der Leute spüren können. Für die Aufnahme der Chöre war die Grundvoraussetzung, nicht singen zu können“, sagt der Komponist und lacht. „So ist in kurzer Zeit eine Konstellation von Leuten quer durch den Gemüsegarten entstanden.“

Jungtalent am Mikro

Die Altersspanne im „Weu-i-di-so-mog-Team“ – wie sich die Gruppe mangels eines Bandnamens nennt – reicht von 18 bis 60 Jahren. Elisa Gerdenitsch aus Rohrbach ist das jüngste Mitglied, und sie kann sehr wohl singen: Erst vor zwei Wochen hat sie den burgenlandweiten Talent-Wettbewerb der BVZ gewonnen.

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Doch Kurt Scherzer ist schon einige Zeit davor auf das Gesangstalent aufmerksam geworden: „Elisa passt mit ihrem Stil perfekt zu uns. Ich wollte eine ‚native‘ Burgenländerin als Sängerin haben, man soll ein Gefühl für die Region bekommen“, erklärt der gebürtige Wiener, der seit 1999 in Zillingtal wohnt. Bei „Weu i di so mog“ geht es aber nicht nur um Musik und Gesang, sondern auch um Bewegung: Astrid Gruber, Gründerin des „Fitkraftklub“ in Bad Sauerbrunn, die Yogalehrerin Alice Bounouira und die Showdance-Trainerin Kathi Leitgeb entwerfen Choreografien für verschiedene Versionen des Liedes. Bis jetzt gibt es eine Rock- und eine Pop-Variante von „Weu i di so mog“. Eine ruhige Version für Weihnachten sei gerade in der Entstehungsphase, verrät Kurt Scherzer.

Das Lied soll auch so oft wie möglich in der Region live aufgeführt werden – und zwar mit Flashmobs, oder „Feschmobs“ wie sie der Komponist nennt. „Weil so viele fesche Leute dabei sind“, sagt Scherzer lächelnd.

„Yoga-Feschmob“

So einen „Feschmob“ hat es erst gestern am Maierhof in Pöttsching gegeben. Dabei wurde auch erstmals eine neue Yoga-Version zum Mitmachen präsentiert.

Ein Video von „Weu i di so mog“ soll es demnächst auf Youtube zu sehen geben, außerdem ist die Veröffentlichung eines Tonträgers geplant. Die Erlöse aus dem Verkauf sollen wohltätigen Zwecken zugute kommen.

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Die nächsten Auftritte sind am 10. und 23. Dezember geplant, beide Male wird es „Weu i di so mog“ am Weihnachtsmarkt Rosalia in Bad Sauerbrunn zu hören und sehen geben – wahrscheinlich auch schon in der neuen Weihnachtsversion.

Dass sich innerhalb kürzester Zeit so viele Menschen an seinem Projekt beteiligen wollten, kann Kurt Scherzer noch nicht so ganz glauben: „Ich bin selber geflasht, dass sich das so entwickelt hat. Da war nichts konstruiert, es ist einfach passiert.“

Alle sind willkommen

Wer bei einem „Feschmob“ mitmachen möchte, sei jederzeit herzlich willkommen, betont Scherzer. Es gibt keinerlei Vorgaben, was Alter, Geschlecht oder Vorkenntnisse betrifft.

Alle Infos zur Kontaktaufnahme, zum Projekt an sich und freilich auch das Lied zum Anhören gibt es auf weu-i-di.so-mog.at.

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