Was Haubenkoch Michael Graf in seinem neuen Lokal auftischt
Von Paul Haider
Als das „Rathausstüberl“ 2016 von den damaligen Besitzern geschlossen wurde, hat es eine kleine Identitätskrise durchgemacht. Zunächst wurde im traditionsreichen Restaurant im Zentrum von Neusiedl am See griechische Kost serviert, doch die Transformation währte nur kurz.
2017 hat der Steuerberater Christian Roth das Haus in der Kirchengasse gekauft. Seither laufen die Geschäfte unter dem neuen Namen „Stadthaus“ wieder gut. Roth und seine Frau Marina wollen sich nun aber vorwiegend dem hauseigenen Hotel mit 21 Zimmern widmen. Den gastronomischen Part übernehmen ab heute die neuen Kooperationspartner der Roths: Michael Graf und seine Gattin Jacqueline.
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22 Jahre lang hat Graf in der Villa Vita in Pamhagen den Kochlöffel geschwungen und sich dabei eine Haube erkocht. Jetzt möchte er unter seinem eigenen Namen kulinarische Pflöcke einschlagen. Das verkündet schon der neue Name des Restaurants: „Der Graf im Stadthaus“.
Stadthaus statt Villa
Die Marke „Stadthaus“ beizubehalten, das sei eine ganz bewusste Entscheidung, erzählt Jacqueline Graf dem KURIER. „Wir wollen gemeinsam das Stadthaus rocken“, sagt sie.
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Was sich Feinschmecker vom neuen Lokal des Wiener Ehepaares in ihrer burgenländischen Wahlheimat erwarten dürfen? „Wir forcieren hier nicht, dass wir eine Haube erkochen. Wir wollen alltagstauglich sein und die Leute nicht abschrecken“, umreißt Jacqueline Graf ihr Konzept. Die qualitativ gehobene Küche soll im Stadthaus gleichberechtigt neben Bodenständigem stehen. Das Motto des Lokals lautet: „Alles außer-gewöhnlich“.
Das fängt beim Mittagsmenü an. Dafür haben die Grafs eineinhalb Jahre lang in Eigenregie „Standortanalyse“ betrieben, wie die Frau an der Seite des Haubenkochs sagt. „Was wollen die Neusiedler eigentlich?“, wollten die Restaurantbetreiber in spe wissen. Um es herauszufinden, sind sie einfach auf die Straße gegangen und haben Passanten Fragen wie diese gestellt: „Stell dir vor, du würdest jetzt Mittagessen gehen, was muss auf der Karte stehen?“
Das Ergebnis sieht zum Beispiel so aus: Am heutigen Eröffnungstag gibt es Eierschwammerlsuppe mit Speckchips, im Hauptgang Kalbsrahmgulasch mit hausgemachten Butterspätzle.
Das zweigängige Mittagsmenü kostet 13,50 Euro, für einen Aufpreis von 1,50 Euro gibt es einen dritten Gang dazu – heute wäre das Mascarpone-Creme mit Biskotte und einer Beerenvariation.
„Der Graf im Stadthaus“ (Kirchengasse 2, Neusiedl am See) ist seit heute offiziell geöffnet. Alle Infos zur Speisekarte und Reservierung gibt es auf dergrafimstadt-haus.at
Die Öffnungszeiten:
(Motto-)Mittwoch: 18 bis 22 Uhr, Donnerstag bis Samstag von 11:30 bis 22 Uhr, Sonntag von 11:30 bis 17 Uhr.
13,50 Euro kostet das zweigängige Mittagsmenü. Für einen Aufpreis von 1,50 Euro gibt es noch einen dritten Gang dazu.
Kunst am Teller
Die reguläre Speisekarte trägt unverkennbar die Handschrift des Haubenkochs. „Die Gäste sollen ein Kunstwerk am Teller bekommen“, macht Jacqueline Graf neugierig. Eine kleine Auswahl: Hausgebeizte Lachsforelle mit Avocado-Schwarzbrot und Wachtelei (16 Euro), rosa gebratenes Rinderfilet mit Steinpilz-Gnocchi und gegrillten Zucchini (33 Euro) oder auch Maishendlbrust mit Tomaten-Ingwer-Ragout sowie Polenta- Frühlingsrolle (23 Euro).
An vegetarischen und veganen Optionen mangelt es, dem Zeitgeist entsprechend, freilich auch nicht. Ein Tipp: die „Tomaten-Explosion“ um 14 Euro.
Überraschungen darf man sich vom „süßen Sonntagnachmittag“ und dem „Motto Mittwoch“ erwarten. Graf: „Da wird von Würstelstand-Klassikern bis zum Fine Dining alles dabei sein.“