Warum Burgenlandkroaten ein bisschen neidisch auf Südtirol schauen
Von Thomas Orovits
Unter dem Dach der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) sind Burgenlandkroaten und Ladiner schon lange verbunden, jetzt wollen die beiden Volksgruppen aber noch enger zusammenarbeiten.
Ein erster Ausfluss künftiger Kooperationen: Der nächste Wiener Kroatenball, wie immer veranstaltet vom Hrvatski centar (Kroatisches Zentrum), steht im Zeichen der ladinischen Minderheit und der offizielle Ballwein kommt ebenfalls aus Südtirol.
Ein "fruchtiger Kerner, den man vielleicht mit unserem Welschriesling vergleichen könnte", erzählt Petar Tyran, der mit einer kleinen Abordnung des Ballteams in Südtirol war. Apropos Burgenlandbezug: Der dortige Sommelier wurde in der Weinakademie in Rust bei Josef Schuller ausgebildet.
Beim Ball im kommenden Jänner werden sich die Ladiner darüberhinaus mit ihrer traditionellen Kultur, Musik und Folklore präsentieren. Vielleicht auch ein Anreiz für die in der Bundeshauptstadt lebenden Ladiner, den Ball zu besuchen.
In Südtirol gibt es drei offiziell anerkannte Sprachgemeinschaften, die deutsche, die italienische und die ladinische.
Rund 30.000 Menschen bekennen sich zur ladinischen Volksgruppe, sie ist damit in etwa so groß wie die der Burgenlandkroaten.
Auch der Kampf gegen das Verschwinden der Volksgruppensprache und die verstreuten Siedlungsgebiete beschäftigen beide Minderheiten, ob im Flachland oder in den Dolomiten.
Einen genaueren Einblick gewannen Tyran und seine Begleiter bei einem Zwischenstopp im Ladinischen Institut, auch mit Lehrern und Sprachwissenschaftlern gab es einen Austausch über den Stand der Minderheitensprachen.
Was Südtirol dem Burgenland voraus hat: In der dortigen Landesregierung gibt es einen Landesrat für Ladinische Bildung und Kultur: Daniel Alfreider sagte den Burgenlandkroaten auch zu, deren Kooperation mit der ladinischen Minderheit offiziell zu unterstützen.
Dass die Agenda der Burgenlandkroaten in der burgenländischen Landesregierung ebenso prominent platziert wäre, würde sich Tyran wünschen.
Da wird wohl noch viel Wasser die Etsch hinunterfließen.