Ungarisches Wasser soll den Neusiedler See retten
Das Land Burgenland will Wasser aus der ungarischen Moson-Donau in den Neusiedler See und die Region Seewinkel leiten. Außerdem soll der ungehinderte Abfluss von Wasser aus den Kanälen in der Region durch steuerbare Anlagen gestoppt werden. Diese sollen geschlossen werden können, um das Wasser im Gebiet zu halten, kündigte Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz an. Damit wolle man der Trockenheit im Seewinkel entgegenwirken.
Die "Task Force Neusiedler See/Seewinkel", die vor knapp zehn Monaten eingerichtet wurde, sei zum Schluss gekommen, dass steuerbare Drainagen und Entwässerungsgräben, die den Abfluss des Wassers verhindern, nicht ausreichen. Es müsse auch Wasser von außen zugeführt werden. "Die Wasserzuleitung in den Naturraum Seewinkel ist eine unerlässliche Voraussetzung für wasserwirtschaftliche Konzepte", betonte Dorner, der unter anderem auf Tourismus und Landwirtschaft verwies.
Kanal wird bis zur Grenze verlängert
Nun habe sich die Gelegenheit ergeben, dass der Kanal der Moson-Donau in Ungarn ohnehin verlängert werden soll. Das Land werde dazu rund drei Millionen Euro beitragen und die Leitung werde bis zur Grenze verlängert. "Damit sichern wir uns die Möglichkeit zur Übernahme von Wasser aus der Moson-Region", sagte Dorner. Beziehen könne man darüber zwischen einem und 4,5 Kubikmeter pro Sekunde. Um den Wasserstand im Neusiedler See um einen Zentimeter zu erhöhen, brauche man rund drei Millionen Kubikmeter Wasser.
Ein Gutachten habe ergeben, dass das Wasser geeignet sei, um sowohl in den Neusiedler See als auch ins Grundwasser der Region Seewinkel zugeführt zu werden. "Es ist immer eine Frage des Ausmaßes", erläuterte Georg Wolfram von der DWS Hydro-Ökologie GmbH. Aus seiner Sicht sei es in einem bestimmten Rahmen möglich, Wasser zuzuleiten, "ohne die spezifischen Eigenschaften des Sees zu gefährden". Dasselbe gelte für das Grundwasser, über das auch die Salzlacken von der Zuleitung profitieren würden, und den Zicksee.
Dorner betonte, dass es nicht um das bloße Erhöhen des Wasserstandes im Neusiedler See gehe, sondern dass die gesamte Region Seewinkel das zusätzliche Wasser brauche, um etwa eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung weiter zu ermöglichen. Das Projekt werde mit Ungarn abgestimmt. Dort laufe gerade die Ausschreibung zur Verlängerung der Ableitung der Moson-Donau, sagte Task-Force-Leiter Christian Sailer. Nächste Schritte wolle man im Frühjahr bei der österreichisch-ungarischen Gewässerkommission besprechen.
Grüne warnen vor Wasserzufuhr
Die Grünen Burgenland mahnten am Donnerstag in einer Aussendung zu "höchster Vorsicht bei einer künstlichen Wasserzufuhr". Es brauche ein laufendes und transparentes Monitoring des Projekts. "Die Chemie des Neusiedler Sees ist höchst sensibel. Kleine Veränderungen der Zusammensetzung können große Auswirkungen für das Leben im Wasser bedeuten", betonte Landessprecherin Regina Petrik. Positiv sehen die Grünen, dass steuerbare Anlagen den Abfluss des Wassers stoppen sollen. Das sei ein "wichtiger Beitrag, um der Trockenheit im Seewinkel entgegenzuwirken".