Chronik/Burgenland

Mit Bündel an Maßnahmen gegen Gewalt im Alltag

Die Zahlen sind schockierend: 28 Frauen und Mädchen wurden im Vorjahr in Österreich ermordet. Seit Jahresanfang gab es bereits neun Femizide. Die Täter sind meist (Ex-)Partner oder kommen aus dem familiären Umfeld.

Um der zunehmenden Gewalt, vor allem jener gegen Frauen, entgegenzuwirken, wurde vom Land, auf Initiative von Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ), ein Aktionsplan erstellt.

Die Maßnahmen zur Gewaltprävention wurden im Rahmen eines zwei Jahre dauernden Prozesses erarbeitet, mehr als 20 Einrichtungen und etliche Expertinnen und Experten haben sich daran beteiligt.

Aktionsplan präsentiert

Am Freitag wurde der Aktionsplan in Eisenstadt von Landesvize Eisenkopf, Landespolizeidirektor Martin Huber und Karin Gölly, Vertreterin des Netzwerks Gemeinsam gegen Gewalt, vorgestellt.

Das Konzept umfasst die bereits bestehenden Beratungs- und Unterstützungsangebote und enthält außerdem konkrete Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt. Dass Maßnahmen dringend nötig sind, ist mehrfach belegbar.

Allein im Gewaltschutzzentrum Burgenland ist die Zahl der – zumeist weiblichen Klienten – im Vorjahr um etwa 20 Prozent gestiegen. Mehr als 700 Personen sind in der Einrichtung in Beratung.

Gestiegen ist 2022 auch die Zahl an Betretungsverboten: 28 Verbote wurden pro Monat ausgesprochen, 2021 waren es noch 23.

Anstieg von Gewalt im familiären Umfeld

Diese Entwicklung belege das Ansteigen von Gewalt im familiären Umfeld, erklärte Landespolizeidirektor Huber. Dagegen sei die Zahl an Anzeigen wegen Stalkings - seit 2018 drei bis vier pro Monat - nur gering: „Die Dunkelziffer in diesem Bereich ist sehr hoch. Meist wird aus Scham von einer Anzeige abgesehen.“

Polizeidirektor Huber verwies darauf, dass es seit dem Vorjahr auf jeder Polizeidienststelle speziell geschulte Beamten für den Bereich Gewalt in der Familie gibt.

Seit 2020 können auch sicherheitspolizeiliche Fallkonferenzen bei Hochrisikofällen abgehalten werden.

Der Aktionsplan gegen Gewalt ist auf fünf Jahre ausgelegt und wird von der FH Burgenland wissenschaftlich begleitet.

Vier Lebensbereiche wurden definiert, in denen spezifische Formen von Gewalt am häufigsten ausgeübt werden: Familie, Bildungsbereich, Arbeitsumfeld sowie öffentlicher und digitaler Raum.

Gewaltschutzambulanzen ausbauen

Was den Gewaltschutz in der Familie betrifft, reichen die Maßnahmen vom Ausbau der Familienarbeit und Erziehungsberatung über die Schaffung zusätzlicher Sensibilisierungs- und Supervisionsmöglichkeiten für alle Berufe, die im Bereich Gewaltschutz tätig sind.

Zudem sollen die Gewaltschutzambulanzen in den kommenden zwei Jahren ausgebaut werden. In der Bildung wird Gewaltprävention in die Ausbildung der Pädagogen einfließen.

Auch Workshops und Selbstverteidigungskurse sind geplant.