Chronik/Burgenland

Grüner Reimon verlässt Politik und schließt Rückkehr in Landesregierung aus

Innerhalb von knapp 15 Jahren war Michel Reimon Abgeordneter im Landtag, im Europäischen Parlament und seit 2019 im Nationalrat. 

Das ist nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal des 53-jährigen gebürtigen Siegendorfers, der sich nun endgültig aus der Politik verabschiedet, um an seine beruflichen Wurzeln als Journalist anzuknüpfen: Reimon macht sich als Kommunikationsberater selbstständig, begleitend bringt er auch ein Buch auf den Markt.  

In Eisenstadt, wo seine politische Karriere begonnen hat, will sie Reimon am Montag auch beenden: Es sei seine "voraussichtlich letzte Pressekonferenz" als Politiker, sagt er im Landesbüro der Grünen - freilich in einem anderen als 2010, auch die burgenländischen Grünen sind seither mehr als einmal umgezogen.

An Reimons Seite steht am Montag Philip Juranich aus Frankenau-Unterpullendorf, Spitzenkandidat auf der Landesliste der Grünen für die Nationalratswahl und auf Platz 13 der Bundesliste. 

2019 sind den Grünen auf der Bundesliste vier Mandate zugefallen, Reimon stand auf Platz vier. 

Dass die Grünen am 29. September ein Landesmandat erreichen, wäre ein politisches Wunder. Um über die Bundesliste in den Nationalrat zu kommen, müssten schon sehr viele Kandidaten vor Juranich Mitglieder der nächsten Bundesregierung werden. 

Dennoch glaubt Juranich an seine Chance, räumt aber ein, dass es ein "sportliches Ziel" sei. 

Sollte er es in den Nationalrat schaffen, will sich Juranich, der an der Universität für Bodenkultur (Boku) Landschaftsarchitektur studiert hat, für Bodenschutz engagieren. Dass in dieser Hinsicht im Burgenland vieles im Argen liege, meint auch Reimon: "Außerhalb der Dörfer so viel zubetonieren - das muss man erst einmal schaffen", ätzt Reimon. 

Grüne wollen in Landesregierung

Dass Landessprecherin Anja Haider-Wallner die Grünen nach der Landtagswahl im kommenden Jänner erstmals in die Landesregierung führen möchte, unterstützt Reimon. 

Mitzuregieren müsse der Anspruch der Grünen sein. Dass die Grünen vom übermächtigen Regierungspartner SPÖ an die Wand gedrückt werden könnten, fürchtet Reimon nicht. Die große Partei sei auf die Stimmen des Juniorpartners angewiesen. 

Dass er als wohl erfahrenster Politiker der burgenländischen Grünen im Fall einer Regierungsbeteiligung Landesrat werden könnte, schließt Reimon herzlich lachend aus: Das wäre ihm nie in den Sinn gekommen. 

Im Vorjahr wollte Reimon seine Karriere noch fortsetzen und kündigte eine Kandidatur für die EU-Wahl im Juni 2024 an - die zog er aber im Spätherbst 2023 zurück. Jetzt sei der Abschied aber unverrückbar, so Reimon.

Bei den burgenländischen Grünen genießt Reimon, der als EU-Mandatar auch vor Reisen in den vom Islamischen Staat kontrollierten Nordirak nicht zurückschreckte, um eingekesselte Jesiden zu unterstützen, Hochachtung: Er ziehe seinen Hut vor Reimon, sagte Juranich, der scheidende Nationalrat sei "ein großer Burgenländer und Europäer".