Fertörákos: Ungarn ignoriert Aufforderung zum Baustopp
Von Paul Haider
Ungarns Mega-Tourismusprojekt könnte dem Neusiedler See – im zweiten Anlauf – eine Eintragung in die Rote Liste der gefährdeten UNESCO-Welterbestätten bescheren. Einmal mehr werden, angesichts der fortschreitenden Arbeiten an der riesigen Baustelle, Rufe nach einem solchen Schritt laut.
Eine Eintragung stand bereits im vergangenen Juli zur Debatte; das UNESCO-Welterbekomitee entschied sich allerdings dazu, den Steppensee (noch nicht) auf die Liste zu setzen, der etwa auch das historische Zentrum Wiens angehört. Stattdessen erfolgte eine Aufforderung an die Adresse der Orban-Regierung, das Vorhaben zu stoppen – ohne Erfolg, wie neue Drohnenaufnahmen von der Baustelle zeigen, die dem KURIER zugespielt wurden.
Umweltschützer auf beiden Seiten des Sees sehen in dem 75 Millionen Euro teurem Tourismusprojekt eine Gefahr für das Ökosystem im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel. Geplant sind ein Vier-Sterne-Hotel samt riesigem Jachthafen und Parkplätze für 800 Autos. 60 Hektar Naturfläche direkt am Seeufer sollen dafür verbaut werden.
„Zahnloser Tiger“
Christian Schuhböck, Geschäftsführer des NGO „Alliance for Nature“ erwartet sich nun ein entschlosseneres Vorgehen von der UNESCO. Er sagt im Gespräch mit dem KURIER: „Die Republik Ungarn wurde offiziell dazu aufgefordert, das Projekt einzustellen. Nachdem das nicht erfolgt ist, fordern wir, dass die UNESCO den zweiten Schritt setzt – mit der Eintragung des Neusiedler See in die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten. Sollte das nicht geschehen, wird die Welterbekonvention zu einem zahnlosen Tiger degradiert, und zwar durch die UNESCO selbst“.