Chronik/Burgenland

Burgenland: Kampf der Sozialmärkte um Lebensmittel für die Ärmsten

Jetzt fehlt nur noch Jennersdorf: Mit der Eröffnung des Sonnenmarkts in Eisenstadt vor zwei Wochen hat das Land in sechs der sieben Bezirke Sozialmärkte zur „Armutsbekämpfung“ etabliert. Eisenstadt, Neusiedl und Mattersburg werden von der soogut Sozialmarkt GmbH mit Sitz in Sankt Pölten geführt; Oberpullendorf, Oberwart und Güssing von der SPÖ-nahen Volkshilfe.

Für Sonnenmärkte gibt‘s vom Land einen Personalkostenschuss von maximal 50 Prozent abzüglich AMS-Förderungen und maximal 60 Prozent der Betriebskosten. Jahreslimit: 600.000 Euro.

„Menschen mit begrenztem Budget“, so Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ), sollen im Sonnenmarkt ihre „Einkäufe selbstbestimmt und in Würde erledigen“. 

Burgenländer mit maximalem Nettomonatseinkommen von 1.392 Euro (2.088 Euro für einen Zwei-Personen-Haushalt; pro Kind 418 Euro mehr), können vor Ort eine Einkaufskarte lösen und Waren um zwei Drittel billiger als im Diskonthandel erwerben.

Aber jeder neue Sonnenmarkt verdüstert den Horizont für etablierte Sozialeinrichtungen, wie Pannonische Tafel oder Rotes Kreuz. Auch wenn die beiden Letztgenannten ihre Waren fast gratis abgeben, fischen doch alle im selben Teich, weil sie auf Spenden von großen Handelshäusern und kleinen Geschäften angewiesen sind.

„Das ist eine große Herausforderung für uns“, bekennt Rot-Kreuz-Sprecher Manuel Komosny, denn „die Lebensmittel werden nicht mehr, sondern weniger“. Wie sinnvoll die Sonnenmärkte des Landes sind, will Komosny nicht beurteilen.

Andrea Roschek, die vor gut 15 Jahren in Eisenstadt die Pannonische Tafel gegründet hat und seit einiger Zeit auch in Oberpullendorf präsent ist, nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Seit das Land der Tafel „die Lebensmittel (...) streitig macht, gehen uns die dringend benötigten Frischwaren für unsere Familien fast komplett aus“, so Roschek. 

Es sei nichts dagegen einzuwenden, dass die Sonnenmärkte „das unterste Drittel der Mittelschicht abfangen“, sie sollten das aber nicht auf Kosten der Ärmsten tun, schreibt Roschek auf Facebook an „Landeshauptmann (Hans Peter, Anm.) Doskozil“.

Warum kooperieren Tafel und Land nicht? Roschek: Das Land habe „alle unsere Argumente und Vorschläge zur Zusammenarbeit vom Tisch gewischt. Süffisant lächelnd, herablassend oder nötigend“. 

Büro Schneemann: Hauptgrund für das Scheitern dürfte sein, „dass die Pannonische Tafel nicht mit den Förderrichtlinien konform geht“.