Biomassekraftwerk startet 2020 Versuchsbetrieb
Von Roland Pittner
Der Aufschrei war groß, als bekannt wurde, dass die Energie Burgenland ihr Biomasseheizkraftwerk verkauft hat und die neuen Betreiber eine „Müllverbrennungsanlage errichten wollen“, wie die Oberwarter SPÖ damals gegen das Projekt wetterte.
Auch der damalige Landesrat Hans Peter Doskozil (SPÖ) war zur Infoveranstaltung im Gasthaus Drobits erschienen, und forderte mehr Transparenz. Gleich drei Umweltanwälte – der amtierende Michael Graf und die ehemaligen, Hermann Frühstück aus dem Burgenland und Johann Wimmer aus Oberösterreich – sind in das Projekt eingebunden, ebenso wie das Umweltbundesamt.
Die Bio Brennstoff GmbH will im Biomassekraftwerk nicht mehr Hackschnitzel, sondern Reststoffe aus der Altpapieraufbereitung verfeuern. So entstehe ein hochwertiges Produktgas, um in weiterer Folge ein Bindemittel für die Bauindustrie herzustellen.
Positiver Bescheid
Nach mehr als einem Jahr gibt es von der BH Oberwart nun aber die Genehmigung für einen Versuchsbetrieb.
„Wir freuen uns, dass wir durch die Zusammenarbeit aller Sachverständigen in den vergangenen Monaten ein Konzept erarbeiten konnten, das alle Wünsche der Experten auf Landes- und Gemeindeebene erfüllt und somit allerhöchsten technischen Standards gerecht wird“, sagt Eberhard Reil, Geschäftsführer der BIO-Brennstoff GmbH. Im Versuchsbetrieb soll Biogas aus den Reststoffen getestet werden. „Bei plangemäßer Ausführung und bei Einhaltung aller Auflagen kann der Versuchsbetrieb ohne Bedenken durchgeführt werden“, sagt Frühstück. Es bestehe kein Gesundheitsrisiko, sind sich die Experten einig.
Die Adaptierungen für den Betrieb am Kraftwerk starten am 12. August. Die Firma wird rund drei Millionen Euro investieren. Im Vergleich zu dem vorherigen Betrieb werden die Emissionen durch diese Maßnahmen noch gesenkt. Mit Jahresanfang 2020 wird der Betrieb starten. Das Biomassekraftwerk soll ein Produktgas mit hohem Wasserstoffgehalt produzieren. Bisher wurde es für die Strom- und Fernwärmeerzeugung verwendet und soll in Zukunft zur Herstellung eines schnell abbindenden Baustoffes genutzt werden.
Normalbetrieb
Sollte der Versuchsbetrieb erfolgreich sein, wird das Genehmigungsverfahren zur Überführung in den Normalbetrieb fortgesetzt. „Für die Herstellung des Baustoffes ist darüber hinaus ein neues, eigenständiges Genehmigungsverfahren nötig“, sagt Reil. Die Patente für dieses selbst entwickelte Bindemittel hat sich die Firma gesichert.
Sollte alles funktionieren, will das Unternehmen ein neues Werk bauen. Die Gesamtinvestition würde rund 30 Millionen Euro betragen und 35 neue Arbeitsplätze würden entstehen.
Strenge Auflagen
„Es freut uns, dass alle Bescheide und Untersuchungen ein positives Ergebnis haben und der Versuchsbetrieb starten kann“, sagt Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP). Er habe vollstes Vertrauen in die Behörden, Experten, Sachverständigen und die strengen österreichischen Umweltauflagen, „dass es zu keinerlei Beeinträchtigungen der Bürger in unmittelbarer Umgebung kommen kann“.