Betriebsansiedelungen im Burgenland sind Knochenarbeit
Von Thomas Orovits
Die Wirtschaft Burgenland GmbH feiert heuer zwar erst ihr „silbernes“ Bestandsjubiläum, aber bei Betriebsansiedelungen hat die 1994 gegründete Wirtschaftsagentur des Landes die goldenen Jahre vielleicht schon hinter sich. Das liegt einerseits daran, dass sich das Burgenland nicht zuletzt dank üppiger Förderungen aus Brüssel seit 1995 so respektabel entwickelt hat, dass die Ansiedelung von Großunternehmen als „nicht mehr förderungswürdig“ gilt – es sei denn, der Betrieb eröffnet seinen ersten Standort im Land. Und andererseits werden die Widerstände gegen Großprojekte stärker. Zuletzt geschehen beim Zurndorfer XXXLutz-Zentrallager zur Warenversorgung für Mittel- und Osteuropa und der Wein- und Sektkellerei Schlumberger AG in Müllendorf. In beiden Fällen hat das Landesverwaltungsgericht am Ende grünes Licht gegeben, eine Umweltverträglichkeitsprüfung sei nicht erforderlich.
Schwere Geburt
In Zurndorf wurde jüngst der Grundstein für das 180-Millionen-Euro-Projekt gelegt, das „ohne einen Cent an Fördermitteln“ auskomme, wie WiBUG-Geschäftsführer Harald Zagiczek am Freitag in Eisenstadt betonte. 120 Arbeitsplätze sollen in einer ersten Phase bei XXXLutz entstehen, im Vollausbau in drei Jahren dann 300.
Den weggefallenen Fördermöglichkeiten stelle das Land andere Vorteile gegenüber, sagte Wirtschaftslandesrat Alexander Petschnig (FPÖ). Unternehmen würden hier gut ausgebildete Fachkräfte, rasche Behördenverfahren und gute Verkehrsanbindungen auf der Habenseite verbuchen.
In Müllendorf erwartet Zagiczek den Baubeginn für das Produktionswerk von Schlumberger (dafür gibt’s eine 10-prozentige Förderung) spätestens „im zweiten Quartal 2020“. Die ursprünglich geplante Investition von 70 Millionen Euro werde nach Protesten in der Gemeinde und dem darauffolgenden Verzicht von Schlumberger auf den Logistikbereich „deutlich geringer“ ausfallen, befürchtet der WiBUG-Boss.
Die WiBUG mit rund 30 Mitarbeitern kümmert sich aber nicht nur um Betriebsansiedelungen, sondern auch um Wirtschaftsförderungen, Beteiligungen (etwa an den Thermen Lutzmannsburg, Bad Tatzmannsdorf und Frauenkirchen) und Haftungen.
Petschnig sagt nicht nein
Seit dem Antritt von Rot-Blau im Juli 2015 seien 69 Haftungen mit einem Gesamtobligo von 27 Millionen Euro übernommen worden, weniger als 5 Prozent wurden schlagend, zeigte sich Landesrat Petschnig zufrieden. 33 Betriebe mit 2.200 Arbeitsplätzen hätten sich in dieser Zeitspanne neu angesiedelt. Und durch rund 2.300 genehmigte Förderanträge sei ein Investitionsvolumen „von 571 Millionen Euro ausgelöst worden“.
Möchte er nach der Landtagswahl Wirtschaftslandesrat bleiben? Er würde sich freuen, wenn es weiterginge, so Petschnig. Thomas Orovits