Chronik/Burgenland

Bauwirtschaft: Frühlingserwachen ohne Winterschlaf

Der Blick vom Dach des ehemaligen SVB-Gebäudes am Eisenstädter Krautgartenweg beweist den aktuellen Boom der burgenländischen Bauwirtschaft. In allen Himmelsrichtungen recken sich gelbe Baukräne in die Höhe.  Begünstigt durch die milde Witterung über den Winter, wurde auf den meisten Baustellen des Landes quasi durchgearbeitet.

„Das hat natürlich auch mit der positiven Auftragslage zu tun“, sagt Landesinnungsmeister Gerhard Köppel, der im Burgenland 1.100 Mitglieder vertritt. Die Zahlen beweisen es. 2014 lag der Auftragsbestand der burgenländischen Bauwirtschaft im vierten Quartal bei 7,2 Wochen. Seither gab es jährliche Steigerungen auf bis zu 11,5 Wochen Ende 2018.

„Weil die meisten Unternehmen über den Winter ohne Pause gebaut haben, kann das unterm Strich  dazu führen, dass das Jahr etwas schwächer ausfällt“, gibt Doris Granabetter, Geschäftsführerin der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer, zu bedenken. „Aber die aktuelle Lage ist sehr gut.“

Allein das Land investiert heuer 100 Millionen Euro

Derzeit sind die Auftragsbücher voll, allein das Land Burgenland investiert im heurigen Jahr 100 Millionen Euro in den Hoch- und Tiefbau. Viel Geld davon wird aus dem Budget des neuen Landesrats Heinrich Dorner (SPÖ) kommen. Die Wohnbauförderung fällt ebenfalls  in seine Zuständigkeit, für 2019 sind dafür weitere 125 Millionen Euro vorgesehen.  „Bereits in der ersten Sitzung des Wohnbauförderungsbeirates haben wir elf Millionen Euro für 447 Wohneinheiten bewilligt“, sagt Dorner.

Im Vorjahr flossen  35,5 Millionen Euro der Wohnbauförderung an die  gemeinnützigen Wohnbauträger des Burgenlandes, also Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG), Neue Eisenstädter (NE), Erste Burgenländische Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft (EBSG) und B-Süd. Gemeinsam kamen sie im Vorjahr auf ein Bauvolumen von 180 Millionen Euro.

Die OSG als Platzhirsch im Burgenland

Mit 110 Millionen Euro Bauvolumen ist die OSG der uneingeschränkte Platzhirsch im Burgenland. Vom  Land wurden knapp 24,5 Millionen Euro an Wohnbauförderung zugesichert. Damit wurden 518 Wohneinheiten errichtet. Zum Vergleich: Die Bauvolumen von NE und EBSG (jeweils 30 Millionen Euro) und B-Süd (zwölf Millionen Euro) liegen deutlich darunter.

Eines der Prestigeobjekte der OSG befindet sich in Eisenstadt, nämlich das eingangs erwähnte SVB-Gebäude. Der Betonbau aus den 80er-Jahren wird  derzeit umgebaut, ab dem Frühjahr 2020 werden 44 Kleinwohnungen  zur Verfügung stehen. Außerdem wird der Bau um ein Stockwerk erweitert, um Platz für moderne Wohnungen mit Dachterrassen zu schaffen.

„Damit verfolgt die OSG weiter konsequent den Weg des Bauens in gewachsenen Strukturen, um den Bodenverbrauch nachhaltig einzudämmen. Früher wurde uns oft zu Recht vorgeworfen, wir bauen auf der grünen Wiese. Heute setzen wir auf die Nutzung von brachliegenden Industrie-, Gewerbe- und Wohnflächen“, sagt OSG-Obmann Alfred Kollar.

Nord-Süd-Gefälle bei der Wirtschaftskraft

Das gilt sowohl für das Nord- als auch für das Südburgenland, selbst wenn die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung kaum vergleichbar ist. Mehr als 70 Prozent des Bauvolumens der gemeinnützigen Wohnbauträger werden nämlich in den drei nördlichen Bezirken Neusiedl am See, Eisenstadt und Mattersburg investiert.

„Das Burgenland hat sich als ehemaliges Ziel-1 Gebiet in den vergangenen zehn Jahren zwar wirtschaftlich weiterentwickelt“, erklärt Kollar:  „Dennoch gibt es ein Nord-Süd-Gefälle in der Wirtschaftskraft. Diese Disparitäten können nur sehr langsam  wieder abgebaut werden.“

Die neue Wohnbauförderung im Burgenland

Die neue Wohnbauförderung gilt seit September des Vorjahres. In der ersten Sitzung des Wohnbauförderungsbeirates unter dem neuen Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) wurden bereits mehr als elf Millionen Euro Wohnbaugelder für 447 Wohneinheiten beschlossen.

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Um den Bezieherkreis auszuweiten, wurden die Einkommensgrenzen angehoben. Das höchstzulässige Jahresnettoeinkommen stieg auf 68.000 Euro. Auch die Förderung wurde angehoben und gestaffelt, bei einer Wohnnutzfläche von bis zu 150 Quadratmeter von derzeit 40.000 auf 51.000 Euro. Der Kindersteigerungsbetrag wuchs von 11.000 auf 12.000 Euro je Kind, bis zu einem Alter von 16 Jahren.

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Der Ortskernzuschlag wurde gestrichen, dafür erhält man für den Abriss eines alten baufälligen Hauses – und des Bau eines neuen an Ort und Stelle – bis zu 16.000 Euro zusätzlich. Für umfassende Sanierungen werden bis zu 80.000 Euro lockergemacht und der Erhalt typisch burgenländischer Streckhöfe, die vor 1920 errichtet wurden, wird zusätzlich mit einem 25-prozentigen Zuschlag honoriert.

Die Laufzeit der Darlehen wurde auf 30 Jahre angehoben, die Verzinsung staffelt sich von 0,7 über 1 bis 2 Prozent mit einer Dauer von jeweils zehn Jahren.

Gemeinnütziger Wohnbau im Burgenland

55.000 wohnen gemeinnützig
Die vier gemeinnützigen Wohnbauträger des Burgenlandes – OSG, NE, EBSG und B-Süd – gehören dem GBV (Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen) an. Dieser ist damit in 167 der 171 Gemeinden vertreten, 24.500 Wohnungen und Reihenhäuser wurden gebaut und werden verwaltet. Damit wohnen mehr als 55.000 Menschen, ein Sechstel der Bevölkerung des Landes  bei den burgenländischen GBVs.

Aktuelle Bautätigkeit
2.100 Wohnungen und Reihenhäuser werden derzeit im Land gebaut – 1.300 von der OSG, 350 von der NE, 300 von der EBSG und 122 von der B-Süd.

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