Chronik/Burgenland/Aus Ihrer Region

Richard Filz: „Alles ist zum Trommeln da“

Er hat mit Jazzgrößen wie Bob Berg, Bob Mintzer, Joseph Bowie und Kei Akagi zusammengearbeitet. Er ist Autor vieler erfolgreicher Lehrwerke im Bereich der „Body Percussion“ und seine künstlerische Tätigkeit ist auf rund 100 Tonträgern dokumentiert. Richard Filz hat sich als Schlagzeuger international einen Namen gemacht – und gibt am Joseph Haydn Konservatorium Eisenstadt sein Wissen schon seit über 20 Jahren an die nächste Generation weiter.

Er selbst besuchte von 1985 bis 1988 die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, danach von 1988 bis 1991 das Konservatorium Wien und 1991 das Drummers Collective in New York, wo Filz sein Jazz-Schlagzeug perfektionierte.

Viele Projekte

Im Jahr 2012 schloss er ein Doktoratsstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ab. Seit 1997 unterrichtet Filz Jazz-Schlagzeug am Joseph Haydn Konservatorium in Eisenstadt. Bekannt wurde er aber auch als Leiter und Initiator der Ensembles „Rhythm4“, „Die Dorftrommler“, „Rhythm Xing“ und „Richard Filz & Acoustic Instinct“ sowie bei zahlreichen Auftritten bei Jazzfestivals in Jakarta, Warschau, Montreal, Wiesen, Leverkusen, Getxo, Wien, Hradec Kralovec oder New York.

Kulturpreise

Der 53-jährige Musiker hat mit seinen Kollegen am Haydnkons, Gerald Gradwohl und Wolfgang Wograndl, beide selbst bekannte Musiker im Burgenland und weit darüber hinaus, die Formation „Threeo“ gegründet, er spielte im Austrian Jazzorchester, der Swing Time Bigband, mit Erich Kleinschuster, David Hasselhoff, Viktor Gernot, Arabian Waltz, Richard Graf, Sigi Finkel oder Andy Baum. Sein musikalisches Talent fand Anerkennung durch den Kulturpreis des Landes Niederösterreich im Jahr 2003, den Kulturpreis der Stadt Wiener Neustadt im Jahr 2006, den VDS-Medienpreis im 2008 und 2010 sowie durch den Deutschen Musikeditionspreis 2015.

Alle Inhalte anzeigen

Start an der Trompete

Ans Schlagwerk setzte sich der gebürtige Wiener Neustädter allerdings weniger aus eigenem Antrieb als vielmehr auf freundschaftlichen Rat. „Wie viele Österreicher habe ich im Alter von sechs Jahren mit der Blockflöte begonnen“, erinnert er sich im Gespräch mit dem KURIER. „Dann mit neun kam der Wechsel zur Trompete und ich habe mit Freunden in einer Band gespielt. Das hat aber komplett daneben geklungen und meine Kollegen haben mich deshalb gefragt: Willst du nicht vielleicht Schlagzeug spielen?“

Damit war die Liebe zum „fantastischsten Instrument, das es gibt“, wie Filz klarstellt, geboren. Talent, Ernsthaftigkeit, aber auch Begeisterung und Hingabe seien notwendig, um ein guter Schlagzeuger zu werden, ist Richard Filz überzeugt. „Die Hochtalentierten tun sich dabei langfristig oft schwer, wenn sie nicht lernen, sich das Material zu erarbeiten“, sagt er – und räumt ganz offen ein: „Ich selbst wollte immer Weltklasse werden, aber dazu hat es nicht gereicht.“ Gefehlt habe vor allem auch die Chance, möglichst oft live aufzutreten.

Bücher und Workshops

„Wenn man ein Instrument studiert, lernt man, sich einer Sache viele Jahre lang intensiv zu widmen, sich Ziele zu setzten und diese zu erreichen. Somit lernt man auch fürs Leben“, sagt Filz. Daher begann er vor 20 Jahren, musikpädagogische Bücher zu veröffentlichen, zu Themen wie Rhythmustraining und Body Percussion. Mittlerweile liegen 29 solcher Praxislehrwerke vor, zu denen er auch eigene Aufnahmen eingespielt hat. Sie richten sich an Musikschulen, aber auch an Private, die sich für das Thema interessieren.

Alle Inhalte anzeigen

Und jedenfalls an Volksschulen, die Filz ein besonderes Anliegen sind: „Gerade die 6- bis 10-Jährigen kann man optimal mit Musik und Rhythmus fördern. Die motorischen Fähigkeiten, die Konzentrationsfähigkeit, Rechts-Links-Differenzierung und das Zusammenspiel der Gehirnhälften wird dadurch verbessert. Das gemeinsame Musizieren wirkt sich zudem positiv auf den Teamgeist, das Klassenklima und die soziale Kompetenz jedes einzelnen Kindes aus.“

Familie und Schlagzeug

Workshops zum Thema Percussion hält Filz weltweit. Die letzten Stationen waren China, Russland, die Türkei, Frankreich, Deutschland und Singapur. Corona-bedingt sind derzeit allerdings nur Online-Webinare möglich.

„Das letzte Livekonzert war heuer im März in Eisenstadt mit Threeo, wenige Tage vor dem Lockdown“, erzählt er. Seither habe er jedoch die Corona-Zeit sehr produktiv genützt, drei Bücher geschrieben und „viel mit der Familie unternommen“. Ans Schlagzeug setzt er sich aber täglich: „Es ist wunderschön, sich dem Instrument einfach hinzugeben. Das sind sinnliche Erlebnisse, die durch nichts zu ersetzen sind.“

Auch nicht durch eine Sportkarriere. In jungen Jahren spielte Filz als Verteidiger in der damaligen Jugend-Bundesliga, entschied sich aber für die Musik. „Als Verteidiger war ich zu klein.“

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen