Hannah I: Joiserin wird burgenländische Weinkönigin
Von Paul Haider
Seit 1965 wird im Zweijahresrhythmus eine burgenländische Weinkönigin gekrönt. 30 junge Frauen hatten den royalen Titel bis dato inne. Die 31. Regentin wurde am Dienstag in Donnerskirchen vorgestellt: Die Wahl ist auf Hannah Wetschka aus Jois gefallen.
Die Krone bleibt somit im Bezirk Neusiedl am See. Hannah I. folgt auf Susanne I. Riepl aus Gols, die als erste burgenländische Weinkönigin (pandemiebedingt) drei Jahre lang regieren durfte. Ihre Amtszeit war auch aus einem zweiten Grund besonders: Denn bereits Susannes Mutter war als Christine I. von 1992 bis 1994 Weinkönigin.
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Wer ist die neue Königin Hannah I., was muss sie können und ist so eine Krönung überhaupt noch zeitgemäß? All diesen Fragen ist der KURIER nachgegangen.
Wie es sich für eine Weinkönigin gehört, hat Hannah Wetschka eine enge familiäre Verbindung zum Rebensaft: Sie arbeitet als Jungwinzerin im elterlichen Weingut. Ihre Lieblingssorte ist übrigens Merlot, ihr liebster Platz im Burgenland der Neusiedler See. „Ich habe mich beworben, um das Weinland Burgenland zu repräsentieren und um Erfahrungen zu sammeln in der Weinwelt. Vor allem auf die Fachgespräche bin ich schon sehr gespannt“, sagt die noch ungekrönte Königin zum KURIER. Ihre Krone bekommt die 23-Jährige erst bei den Wein- und Genusstagen in Eisenstadt Ende August aufgesetzt.
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Das nötige Fachwissen für ihre Regierungszeit hat sich Hannah an der Weinbauschule Klosterneuburg angeeignet. Unter anderem damit konnte sie die achtköpfige Fachjury überzeugen; diese besteht aus der amtierenden Weinkönigin und Mitgliedern des Weinbauverbandes sowie der Landwirtschaftskammer.
Aufgaben der Königin
Drei Kandidatinnen haben sich heuer der Wahl gestellt. „Wir mussten eine sehr schwere Auswahl treffen, weil alle drei mit ihrer Qualität und Fachwissen über die komplexe Materie Wein geglänzt haben“, berichtet Weinbaupräsident Andreas Liegenfeld.
Bei dem mehrstündigen Auswahlverfahren mussten die jungen Frauen ihr Allgemeinwissen und ihr rhetorisches Talent mit einer vorbereiteten und einer freien Rede unter Beweis stellen.
Außerdem war ein Interview in englischer Sprache zu absolvieren – denn Auslandsreisen gehören selbstverständlich zu den Aufgaben einer Königin. Traditionell ist die burgenländische Regentin für ein Jahr auch österreichische Weinkönigin – in diesem Amt wechseln sich die niederösterreichische und die burgenländische „Monarchin“ jährlich ab.
Prinzessin Sophie
Eine Königin braucht freilich auch eine Stellvertreterin. Für Hannah I. wird diese Rolle in den kommenden Jahren Sophie Smoley als Weinprinzessin übernehmen. Sie ist, wie ihre Vorgesetzte, 23 Jahre alt und stammt ebenfalls aus dem Bezirk Neusiedl am See. Und da hören die Gemeinsamkeiten noch nicht auf: Sie sind Schulfreundinnen und wurden beide in Klosterneuburg ausgebildet.
Bis kurz vor der Wahl wussten sie nichts von der Teilnahme der jeweils anderen: „Durchs Reden sind wir draufgekommen, dass wir uns beide beworben haben – und dann haben wir uns doppelt gefreut“, erzählt Sophie und lacht. Die Weinprinzessin ist ebenfalls Jungwinzerin. Eines Tages möchte sie im Andauer Weingut Wilhelm Thell in die „großen Fußstapfen meines Vaters treten“, sagt die 23-Jährige.
Adel abschaffen?
Zum Abschluss eine kritische Frage: Ist es noch zeitgemäß, in einem Land, in dem vor einem Jahrhundert der Adel abgeschafft worden ist, alle zwei Jahre Weinköniginnen und -prinzessinnen zu krönen? Diese Diskussion sei laut Niki Berlakovich in der Vergangenheit schon des Öfteren aufgekommen. Die Antwort des Landwirtschaftskammerpräsidenten: „Vielleicht gerade in der jetzigen Zeit, die eine besondere ist, finde ich es zeitgemäß. Die Weinköniginnen und Weinprinzessinnen sind das Aushängeschild für eine junge Generation von Frauen, die den Weingenuss propagieren.“
Weinbaupräsident Liegenfeld, der selbst ein Weingut in Donnerskirchen führt, sieht das ähnlich. Für ihn sind die gekrönten Frauen „sehr wertvolle Mitarbeiterinnen für die Weinwerbung. “
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