Alan Bartus hat die Musik im Blut und den Jazz im Herzen
Von Paul Haider
Dass Alan Bartus einmal erfolgreicher Musiker wird, schien bei seiner Familiengeschichte fast vorprogrammiert. Im Jahr 2001 wurde er in der slowakischen Stadt Lučenec in ein musikalisches Haus geboren.
„Meine Vorfahren waren alle traditionelle Roma-Musiker“, erklärt der 21-Jährige im Gespräch mit dem KURIER. „Die Lieder sind sehr schwer zu spielen, sie haben viele Harmonien. Das hat mir viel gegeben. Ich bin sehr dankbar für meine Wurzeln und dass mich meine Familie zur Musik gebracht hat.“
Schon mit Vier am Klavier
Heute ist die Familie Bartus nicht mehr in erster Linie für Roma-Folklore bekannt. Alans Vater Stefan Pista Bartus ist seit 20 Jahren in der europäischen Jazz-Szene aktiv und gilt als bester Kontrabassist aus der Slowakei. Wenn er spielt, sitzt oft sein Sohn daneben an den Tasten. „Als ich klein war, habe ich viele Instrumente angefasst, als Vierjähriger habe ich mich für das Klavier entschieden“, erzählt Alan.
Im Jahr 2012 übersiedelte Familie Bartus nach Neusiedl am See, wo Alan zunächst einmal die Landessprache lernen musste. Im Burgenland besuchte er für ein Jahr die Volksschule und anschließend die Neue Mittelschule. Schon zu dieser Zeit widmete sich das Nachwuchstalent dem Studium der Musik; zuerst an der Neusiedler Musikschule, dann studierte er klassisches Klavier in Bratislava und Wien. Im Teenageralter wandte er sich dann dem Jazz zu.
Von Klassik zu Jazz
„Mit 17 habe ich mich intensiv auf Jazz konzentriert. Die Musik ist für mich ein großer spiritueller Ausdruck. Es gibt aber auch viele Regeln, Jazz ist wie eine Sprache, die man das ganze Leben lang lernt“, beschreibt Alan Bartus seinen Zugang zum Genre.
Dass sein Spiel so virtuos werden konnte, sei aber sicher auch seiner klassischen Ausbildung zu verdanken, sagt der Neusiedler: „Ohne Klassik könnte ich keinen Jazz spielen. Ich inspiriere mich immer noch mit moderner Klassik des 20. Jahrhunderts.“
Wer sich fragt, wie viel man üben muss, um so gut wie Alan Bartus zu werden, dem sei verraten: Fünf Stunden üben am Tag seien für ihn Standard, sagt er – sofern die Nachbarn nichts dagegen haben.
Mit seinem außergewöhnlichen Können hat Alan Bartus in den vergangenen Jahren in der Jazz-Szene ebenso große Bekanntheit wie sein Vater erreicht. Mit ihm und dem renommierten Schlagzeuger Gregory Hutchinson tritt er regelmäßig in Trio-Formation auf – nächste Woche etwa wieder in Wien (siehe Infobox rechts).
Das „Alan & Stefan Bartus Trio“ hat im Vorjahr das Album „Connectivity“ veröffentlicht, noch heuer soll Alans Debütalbum als Solokünstler folgen.
Nach zahlreichen gewonnenen Musik-Bewerben (zuletzt: der „Majestic Excellence Award“ für ein Jazz-Piano-Solo) folgte im Frühling 2022 ein weiterer Karriere-Meilenstein: Alan setzte sich beim Vorspielen für das Ö1-Jazz-Stipendium gegen starke Konkurrenz als Gewinner durch. Der Preis ist ein zweijähriges Master-Studium an der Jam-Music-Lab-Privatuniversität in Wien.
New York ruft
Als wäre das nicht genug, wurde Alan auch noch an der elitären „Manhattan School of Music“ angenommen. „Das ist eine große Ehre, denn mein größtes Vorbild als Pianist, Kenny Kirkland, hat auch dort studiert“, sagt Alan.
Nach seiner Ausbildung in Wien will der begnadete Pianist dann nach New York gehen. Derzeit ist er aber noch auf der Suche nach Sponsoren, die ihm den Traum ermöglichen. „Es ist ein 70-prozentiges Stipendium, aber die Schule und das Leben in New York sind sehr teuer und ich stamme nicht aus einer reichen Familie“, erklärt Alan.
Alan Bartus wurde am 22. Februar 2001 geboren. Er hat klassisches Klavier am Kirchlichen Konservatorium Bratislava (Abschluss 2021) und Jazzklavier an der Musik- und Kunstprivatuniversität Wien studiert (Abschluss 2022)
Live auf der Bühne steht Alan Bartus wieder am kommenden Freitag (15. Juli, Beginn 18 Uhr) im Club „Frau Mayer“ in Wien.
Mehr Infos zu Alan: instagram.com/alanbartus
Fragt man ihn nach seinen Plänen für die Zukunft, muss der selbstbewusste Jungmusiker nicht lange überlegen. Bartus: „Ich möchte eine Solokarriere machen und natürlich auch als guter Sideman (Gastmusiker, Anm.) tätig sein und mit den besten Leuten der Welt spielen. Wenn ich hart arbeite, werde ich mein Ziel erreichen“.
Die Frage, ob er neben der Musik auch andere Hobbys hat, verneint der Pianist. Wobei – ein Steckenpferd, das eher wenig mit Jazz zu tun hat, gibt es dann doch: „Ich höre seit meiner Kindheit viel Hip-Hop und produziere zu Hause Beats. In meiner Freizeit mache ich das.“