"Aufstehen" für Verbesserungen in Kindergarten und Krippe
Von Thomas Orovits
Als Bildungslandesrätin Daniela Winkler (SPÖ) in der Landtagssitzung am 19. September ans Rednerpult trat, lobte sie die Änderung des Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes als "ganz großen Fortschritt", um den das Burgenland von anderen Bundesländern beneidet würde. Mit den Stimmen von Rot und Grün wurde die Gesetzesnovelle beschlossen.
Die Initiative "Aufstehen", die sich für bessere Bedingungen in elementarpädagogischen Einrichtungen stark macht, sah hingegen einen "rabenschwarzen Tag" und meinte, den Verantwortlichen im Land sei "die Bildung unserer Kinder völlig egal".
Nicht das erste Mal, dass Land und "Aufstehen" unterschiedlicher Auffassung sind.
Julia Prinke und Trixi Wegleitner arbeiten seit Jahrzehnten in der Elementarpädagogik, beide leiten einen Kindergarten: Prinke im schwarzen Eisenstadt, Wegleitner im roten Neudörfl. Und beide engagieren sich an vorderster Front bei "Aufstehen", das landesweit auf rund 300 Unterstützerinnen zählen könne. Insgesamt gibt`s in Krippen und Kindergärten rund 2.200 Mitarbeiterinnen, davon 1.150 Elementarpädagoginnen.
Die Novelle, so könnte man die Bedenken der kritischen Initiative zusammenfassen, setze einen Weg fort, der zwar das quantitative Angebot in der Kinderbetreuung steigere, aber viel zu wenig in die Qualität, die Kinderbildung, investiere. Denn dafür bräuchte es kleinere Gruppen und einen besseren Betreuungsschlüssel, also mehr Fachpersonal - die skandinavischen Länder würden das seit vielen Jahren praktizieren.
Noch immer liege der zulässige Betreuungsschlüssel bei 1:25. Laut Gesetz sei für Kindergartengruppen und alterserweiterte Kindergartengruppen 1:10 anzustreben. Prinke, Wegleitner & Co fordern indes eine verpflichtende Umsetzung bis zum Kindergartenjahr 2026/2027, was sie auch in der Begutachtung des Gesetzes deponiert hatten.
Zudem wird in einem ersten Schritt eine Reduktion der Gruppengröße auf höchstens 20 (statt 25) und die Aufnahme von nur einem Kind (statt drei Kindern) mit erhöhtem Förderbedarf verlangt.
Dass durch die Gesetzesnovelle nun sogar eine kurzfristige Überschreitung der Gruppengröße ermöglicht wird, wenn sich pädagogische Leitung und Kindergartenerhalter (meist sind das Gemeinden) darauf einigen, lehnt die Initiative kategorisch ab.
Land sieht Schlüssel schon "erfüllt oder übererfüllt"
Es sei Aufgabe des Erhalters (=Gemeinden) und der Leitung "den Personaleinsatz an Alter und Zusammensetzung der Kinder, Gruppengröße, Gruppenzusammensetzung und gegebenenfalls auf die Art und den Grad des erhöhten Förderbedarfs anzupassen", heißt es aus dem Büro Winkler zum KURIER.
Zudem würde der im Gesetz angestrebte Schlüssel von 1:10 im Kindergarten (und 1:4 bei Kindern unter drei Jahren) im Burgenland schon jetzt in zwei Drittel der Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen "erfüllt oder übererfüllt".
Und auch die Anzahl der pädagogischen Fach- und Hilfskräfte steige "seit Jahren im Verhältnis mehr als die Anzahl der Kinder". Ein Winkler-Sprecher: "Die Schlüssel haben sich verbessert und nicht verschlechtert". Last but not least seien die Einstiegsgehälter im Burgenland höher als in allen anderen Bundesländern, für gruppenführende Elementarpädagoginnen etwa 3.400 bis 3.600 Euro brutto monatlich.