70Jahre

Brigitte R. Winkler: Leben für die Mode

Ich werde es nie vergessen. Danke, Gerd Leitgeb! Er war der Chefredakteur des KURIER, der es mir ab 1982 ermöglichte, die Prêt-à-porter-Modeschauen in Paris zu besuchen. Sogar mit einem Fotografen, mit Kristian Bissuti. Daher gibt es den Beweis, dass wir als Erstes die Modeschau von niemand Geringerem als Yves Saint Laurent besuchten, Schwarz auf Weiß natürlich.

Bilder mit den Größten der Modewelt sollten Jahre später kommen. Denn bei meinem Premierentermin mit Yves hatte ich noch viel zu großen Respekt vor dem genialen Künstler. Auch Hubert de Givenchy wollte ich nie mit der Fotofrage belästigen.

Doch der Medienmarkt änderte sich. Es wurden „Interviews“ abgedruckt, die niemals geführt wurden. Das war für mich der Zeitpunkt, den Bildbeweis anzutreten. Ja, ich habe alle großartigen Modeschöpfer, über die ich berichtete, tatsächlich getroffen. Einzig Rei Kawakubo von Comme des Garçons oder Superstar Helmut Lang wollten absolut nicht vor die Kamera.

Begegnungen: Brigitte R. Winkler mit ...

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Was war das immer für ein Vergnügen, Karl Lagerfeld zu treffen. Selfies mochte er nicht. Als ich meinen Kollegen Alfons Kaiser (FAZ) bat, mich mit Karl zu fotografieren, sagte der Modekaiser doch glatt: „Das ist meine Lieblingsjournalistin aus Österreich.“ Als mich ein anderes Mal eine Kollegin ersuchte, sie mit Karl zu fotografieren, fragte er mich charmant: „Können Sie so gut fotografieren, wie Sie schreiben?“

In London von Vivienne Westwood mit „Hallo, Brigitte“ begrüßt zu werden, in Paris mit dem 97-jährigen Pierre Cardin zu diskutieren, in Mailand mitzuerleben, wie unser neuer Star, Arthur Arbesser, gefeiert wird, von Bernhard Willhelm in Hollywood geküsst zu werden oder mit Susanne Bisovsky in der Mailänder Scala ihre Kostüme für den „Freischütz“ zu bewundern und meinen LeserInnen und StudentInnen auf der Uni über meine Erkenntnisse seit fast 40 Jahren vor Ort berichten zu können – da sage ich: Danke, Gerd Leitgeb, danke, KURIER!