2015: Best of Social Media
Von Julia Kantner
Selfie-Trends, eine Welle starker Solidarität und grenzenloser Ideenreichtum. Beim Jahresrückblick 2015 darf ein Streifzug durch die sozialen Netzwerke nicht fehlen. Von "The Dress" bis "Confused Travolta"- der KURIER zieht Bilanz.
Am Anfang war DAS Kleid
Ist es blau-schwarz oder weiß-gold? Mit dieser simplen Frage und einem Foto auf ihrem Tumblr-Blog löste die 21-jährige Schottin Caitlin McNeill die wohl heftigste Online-Diskussion des Jahres aus. Ende Februar beschäftigte #TheDress weltweit nicht nur Menschen in den sozialen Netzwerken: Internationale Medien wie die britische Zeitung Guardian oder die New York Times stellten die Frage in Dauerschleife. Die Antworten kamen aus allen Richtungen.
McNeill hat das originale Posting in der Zwischenzeit entfernt, das Rätsel ist mittlerweile gelöst. Abhängig von Alter und Geschlecht nehmen wir Licht unterschiedlich wahr und sehen das Kleid dadurch in verschiedenen Farben. Das Kleid ist übrigens blau-schwarz.
Facebook und Twitter lassen 2015 Revue passieren
Zum Leidwesen vieler erfreuen sich User dieser Tage der persönlichen Best-of-Slideshows auf Facebook. Das Unternehmen selbst veröffentlichte Anfang Dezember eine Zusammenstellung der diesjährigen Trending Topics. Die drei Themen, über die auf Facebook in Deutschland 2015 am meisten gesprochen wurde sind die Flüchtlingskrise, Griechenlands Schulden und der Krieg in Syrien. Weltweit führten heuer hingegen die US-Präsidentschaftswahlen, die Terroranschläge von Paris und der Bürgerkrieg Syrien und die daraus resultierende Flüchltingskrise die Top-Liste an.
Ähnlich sieht das Ergebnis beim Micro-Blogging-Dienst Twitter aus. Neben den Pariser Anschlägen und der Flüchtlingskrise spiegeln sich die politischen Top-Themen der USA, wie gleichgeschlechtliche Ehe oder Diskriminierung von Afroamerikanern in den meistgenutzen Hashtags wieder.
Unabhängig von den Rankings, haben die Geschehnisse von Paris nachhaltige Spuren auf Facebook und Co. hinterlassen. Bereits nach dem Angriff auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" standen Profilbilder und Statusmeldungen international im Zeichen von "Je suis Charlie" (deutsch: "Ich bin Charlie") Seit den Terror-Anschlägen im November zeigen Facebook-User weltweit mit blau-weiß-rot gefärbten Profilbildern ihr Mitgefühl.
Die Twitterblase in Österreich ist mit rund 400.000 aktiven Accounts pro Monat nicht besonders groß. Einmal mehr zeigte das Jahr 2015, dass trotzdem niemand vor dem Spott der heimischen Twitteria gefeit ist.
Die deutschen Nachbarn hatten vorgemacht, welch praktische Funktion Photoshop bei adäquatem Bildmaterial erfüllen kann. Ein Foto von Angela Merkel und Barak Obama beim diesjährigen G7-Gipfel erlangte innerhalb kurzer Zeit Kult-Status und unter dem Hashtag #Merkelmemes stritt man sich um die besten Bilderunterschriften.
Ohne Zweifel steht das österreichische Pendant in Sachen Unterhaltungsfaktor und Ideenreichtum um nichts nach. Ein im September veröffentlichtes Foto der ÖVP ging als #Taferlgate in die österreichische Netzgeschichte ein. Die Twitteria verbreitete innerhalb kurzer Zeit entsprechend kuriose Fotomontagen.
Instagram ist für die Challenge da
Was 2014 mit der ALS–Icebucket-Challenge begann, mündete heuer im Gipfel der verrückten Selbstdarstellungen auf Instagram. Im September zählte die Plattform 400 Millionen aktive Nutzer. Dieses Jahr verging kaum ein Tag ohne Aufruf zum Motto-Selfie in der Instagram-Community. Der Hashtag #Dadbod motivierte zum Entblößen dicker Männerbäuche. Gegenteiliges beobachteten wir im Zuge der #Bellybuttonchallenge, bei der schlanke Teilnehmerinnen Gelenkigkeit bewiesen. Einer der Anlässe, die heftige Diskussionen rund um den teilweise gesundheitsgefährdenden Körperkult à la Instagram auslösten.
Ebenso vielseitig waren die Reaktionen auf die #BeautyinallChallenge, bei der zu ungeschönten Körper-Darstellung aufgerufen wurde. "Brelfies" zeigten stillende Mütter und gegen Endes des Jahres wurden Bärte und Augen mit Glitter verschönert. Von letzterem ist dringend abzuraten.
Das Jahr der Nerds und Kuriositäten
Fallen der Release einer neuen Star-Wars-Episode und Marty McFlys Ankommen in der Zukunft in dasselbe Jahr, kann das Internet schon einmal verrückt spielen. Gefühlt grenzenlos war die Euphorie, die beide Events heuer in den sozialen Netzwerken auslösten. Wochenlang zollten Anhänger der "Zurück-in-Zukunft"-Triologie unter #backtothefuture ihren persönlichen Tribut. Das Echo um den zweiten Teil des Kultfilms der 1980er sollte kurze Zeit darauf durch den Hype um den Release von Star-Wars-VII abgelöst werden. Nach den Rekord-Besucherzahlen seit der Premiere am 17.Dezember ist anzunehmen, dass die Diskussion unter #theforceawakens wohl nicht allzu schnell versiegen wird.
Auch ein neues Internetmeme feierte Einzug in der Online-Community. "Confused Travolta" zeigt den suchenden John Travolta in seiner Rolle als Vincent Vega im Filmklassiker Pulp Fiction.
Nicht nur für Wiens kuriosestets Facebook-Event 2015, der inoffiziellen Rolltreppeneröffnung am Schottentor, wurde das Meme entsprechend angepasst.