Schwerelose Architektur: 50 Jahre Coop Himmelb(l)au
Von Claudia Elmer
Seine Vision von moderner Architektur mag umstritten sein. Doch Wolf D. Prix, Mitbegründer und Design Principal/CEO von Coop Himmelb(l)au, blieb seinem Stil treu: Seit 1968 versetzt er die Architekturwelt mit seinen radikalen Ideen regelmäßig in Aufruhr. Zuletzt etwa in Asten bei Linz, wo er für den Kornspitzhersteller Backaldrin ein Museum für Brot, das „Paneum“, gebaut hat. Von der Westautobahn aus unübersehbar, sticht das mit silbrig-schimmernden Edelsteinschindeln verkleidete, laberlförmige Gebäude aus der oberösterreichischen Landschaft hervor.
Schon in den ersten Jahren seines Bestehens hat Coop Himmelb(l)au versucht, die Architektur mit seinen markanten Projekten auf den Kopf zu stellen. Eines der bekanntesten Beispiele dieser Zeit ist das „Haus mit dem fliegendem Dach“ in London (1973), das er optisch von einem großen Ballon in die Luft heben ließ. Danach sollte es einige Jahre dauern, bis jemand umsetzen wollte, was Prix sich vorstellte.
Der Durchbruch gelang 1988 mit einem Dachausbau an der Falkestraße in Wien, der bis heute als Meilenstein der dekonstruktivistischen Architektur gilt. Weitere Projekte folgten: Mit seinem Team realisierte er Konzerthäuser, Museen, Forschungs- und Verwaltungsgebbäude oder Wohnbauten – von Europa über Asien bis zum Mittleren Osten. Etwa der UFA-Kinopalst in Dresden 1998, der Gasometerwohnkomplex in Wien 2001 oder die Akademie der Bildenden Künste in München 2005. Jüngere Arbeiten sind unter anderem der Busan Cinema Komplex in Korea (2011) oder das House of Music in Aalborg, Dänemark (2014).
Zu den größten und renommiertesten Projekten zählt die mehrfach ausgezeichnete BMW-Welt in München (2007), deren Dach in Form einer riesigen metallenen Wolke zugleich an die utopischen Ideen der Anfangszeit anknüpft.
Mit der Europäischen Zentralbank in Frankfurt (2014) setzte Prix einen weiteren Meilenstein in der Geschichte Coop Himmelb(l)aus. Die beiden Türme – für Prixsche Verhältnisse ziemlich geradlinig – ragen mit 185 und 163 Meter am Frankfurter Osthafen in die Höhe. Abgerundet wird das Werk durch ein Atrium, das die in sich verdrehten, oben schräg abgeschnittenen Hochhäuser elegant miteinander verbindet.