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Krippenbau: Architektur im Kleinformat

Baumschwämme verwandeln sich in steile Berghänge, aus alten Stofftüchern wächst Gras und Teppichrollen werden zu Türmen. Im Krippenverein in der Michaelerstraße im 18. Wiener Bezirk scheint alles möglich zu sein.

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„Wir Krippenbauer sind Sammler und verwenden zum Basteln alles, was wir das ganze Jahr lang zusammentragen“, erklärt Evelyne Hoda.Seit 34 Jahren ist sie im Krippenverein Wien und Niederösterreich.

Sie hat selbst unzählige Krippen gebaut, aber auch Hobbybastlern das Handwerk in den von ihr gehaltenen Krippenkursen weitergegeben. „Wie groß eine Krippe wird, bestimmen die Figuren“, erklärt die 68-Jährige.

Moos, Currygewürz und Pappmaschee

Das ist auch das Einzige, das die Kursteilnehmer mitbringen müssen. Werkzeuge und Materialien stellt der Krippenverein zur Verfügung. Das sind neben Holz, Pappmaschee, Kleister, Krippenmörtel und Farbe auch außergewöhnlichere Materialien wie pulverisiertes Moos, Currygewürz, Maggikraut, Maisblätter, getrocknete Ananasstauden und Heu.

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Von der Holzplatte zum Haus

Die Basis der Krippe bildet meist eine Holzplatte, die zur Stabilisierung mit Leisten verstrebt wird. Darauf kann jede erdenkliche Krippenform gebaut werden. Hoda: „Heimisch, orientalisch, modern in der Stadt angesiedelt und sogar das eigene Elternhaus kann als Krippe nachgebaut werden.“

Sie erklärt den weiteren Bauvorgang am Beispiel der orientalischen Bauart. Das Grundgerüst des Hauses besteht aus Hartkarton und Teppichrollen. „Daraus entstehen Türme an den Ecken des Hauses“, so Hoda.

Um rundherum eine hügelige Landschaft zu schaffen, taucht Hoda alte Stofftücher in Kleisterwasser und platziert sie an der gewünschten Stelle. Nach dem Trocknen verdickt sie sie mit Pappmaschee.

Ist auch diese Masse getrocknet, wird der ganze Bau mit Krippenkleister bestrichen. Das verleiht den kleinen Häusern eine verputzte Optik und den Hügeln wird eine natürliche Struktur verliehen.

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Um die Krippe mit Natur zu umgeben, fehlt nur noch Farbe. Dafür verwendet Hoda häufig pulverisiertes Moos, das über die gewünschten Stellen gerieben wird. Damit es haftet, wurde zuvor Kleister aufgetragen.

Mit wenigen Handgriffen ist das triste Pappmasche-Grau verschwunden und die Krippe in eine satt-grüne Wiesenlandschaft getaucht. „Für die Details ist dann Werner Jurschan zuständig“, erklärt Hoda. Der 78-Jährige ist Kursleiter für „Krippenzubehör und Laubsäge“.

Mit viel Fingerspitzengefühl fertigt er gemeinsam mit den Kursteilnehmern Brunnen, Bänke oder Wassertröge in Miniaturformat an. „Das Schöne an einer Krippe ist, dass ich immer wieder etwas Neues entdecke“, sagt er und zeigt auf die kleine Sichel, die an der Hausfassade einer heimischen Krippe befestigt ist.

„Zwei linke Hände hat übrigens niemand“, darin sind sich die Krippenbauer einig. Jurschan: „Wichtig ist, dass man es gern tut. Beim Rest können wir helfen.“