Einfamilienhaus mit funktionalem Fundament
Von Claudia Elmer
Wer hierzulande anders baut und auf Giebeldach und Putzfassade verzichtet, braucht eine Portion Mut. Ausgefallene Bauten sind in klassischen Einfamilienhaus-Siedlungen wenig anzutreffen und gehören nach wie vor zur seltenen Spezies.
In diese Kategorie lässt sich auch ein Einfamilienhaus in der Nähe von Wien einreihen. Das Grundstück in Klosterneuburg war schmal, die Wünsche der Bauherren groß: Sauna und Weinkeller sollten ebenso Platz finden wie Gästezimmer und Bibliothek. Entstanden ist ein skulpturaler Bau, der sich auf einem massiven Sockel erhebt. Dieser erweitert im Erdgeschoß den Freiraum und lässt den Garten nahtlos in den Wohnbereich übergehen.
Auf der 234 Quadratmeter großen Wohnfläche sind 23 Räumlichkeiten untergekommen. Hinzu kommen zwei Terrassen und ein Atrium. Straßenseitig sind nur die Garagen und der Eingang, die Frühstücksterrasse und das Fensterband im Obergeschoß zu sehen.
Ein Drittel des Baus setzt sich unterirdisch fort und erstreckt sich hinter den Garagen Richtung Garten. Sauna, Fitness-Bereich, Lager-, Wein- und Vorratsraum, Haustechnik, Gästezimmer und Gästebad - all das liegt sozusagen im Keller. Auf Tageslicht muss man trotzdem nicht verzichten. Ein Hof, der sich von diesen Räumen aus erschließt, lässt viel Licht in die Innenräume.
Eine außen liegende Treppe führt aus dem abgesenkten Freiraum in den Garten. Ebenerdig befinden sich die Abendterrasse wie der Koch-, Ess-, und Wohnbereich. Eine Stiege trennt die offene Küche vom Wohnraum und führt direkt ins Obergeschoß zur Bibliothek, wo auch Schlafzimmer, Badezimmer und ein begehbarer Kleiderschrank untergebracht sind. Eine Loggia gibt einen Ausblick auf den Garten und in das Atrium frei.
Mit klassischen Einfamilienhäusern hat das Äußere dieses Hauses, gestaltet vom Architekturbüro arge x42, wenig zu tun. Vor- und Rücksprünge, Knicke und Faltungen setzen einen Kontrast zu geradlinigen Entwürfen. Sie wurden nicht willkürlich gesetzt, sondern sind dem Sonnenverlauf angepasst und gewährleisten Schatten an heißen Tagen. Für die graue Gebäudehülle wurden Aluminium-Verbund- und Faserzementplatten gewählt. In Kombination mit den großen Fensterflächen ist so ein futuristisch anmutendes Gesamtbild entstanden. Ein Beweis dafür, dass auch auf schmalen Grundstücken Großes Platz finden kann.
Arge x42
Junge Architektur kombiniert mit jahrzehntelanger Erfahrung der alten Garde: Im Jahr 2005 gründeten Martin Moser, Christoph Gaber und Marko Jell-Paradeiser die Arbeitsgemeinschaft x42. In enger Zusammenarbeit mit Architekt Lothar Jell-Paradeiser realisierte das Team bereits zahlreiche Bauwerke - von Privathäusern über Banken hin zu Wohnbauträger-Projekten. Zuletzt konnten sie die Ausschreibung für die Neugestaltung der Raiffeisen-Regionalbank Mödling gewinnen.
www.x42.at