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Vorhang auf für ein neues Gebäude am Vitra-Campus

Aus der Not eine Tugend machen – dieser Grundsatz liegt dem Vitra-Campus in Weil am Rhein zugrunde. Als 1981 ein Großbrand weite Teile der Fabrik-, Logistik- und Verwaltungsbauten des Möbelunternehmens zerstörte, mussten neue Fabrikshallen errichtet werden.

Rolf Fehlbaum, der die Firma leitet, entschied sich gegen einen einheitlichen Masterplan und machte den Campus zum Versuchsfeld moderner Architektur. So durfte etwa Zaha Hadid ihr allererstes Gebäude – eine Feuerwache – auf dem Gelände errichten. Oder der Amerikaner Frank Gehry, der auf dem Campus seinen ersten Bau in Europa realisierte. Im Lauf der Jahre verewigten sich weitere Stars der Architekturszene in Weil am Rhein, darunter Tadao Ando, Álvaro Siza, Jean Prouvé oder das Basler Büro Herzog & de Meuron.

Ein Stück Japanische Baukunst stellt die jüngste Attraktion auf dem Areal dar. Die Produktions- und Fertigungshalle vom Büro SANAA ist zwar schon seit 2009 fertig, allerdings ließ sich kein passendes Kleid für den 20.000 Quadratmeter großen Bau finden.

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Ein frei hängender Vorhang, der elf Meter hoch und über 500 Meter lang ist, hüllt nun das Gebäude ein. Millimeterdünnes, gewelltes Acrylglas soll dem Gebäude Leichtigkeit verleihen: Das Material lässt Licht durch, reflektiert die Umgebung und verschleiert zugleich die wahre Größe der Konstruktion. Die scheinbar schwebende Fassade reicht von Kopf bis Fuß und zeigt weder Dach noch Fundament. Trotz seiner Grösse steht die ovale Halle unaufdringlich neben den restlichen Gebäuden. Der Vitra-Campus hat damit nicht nur eine neue Produktionsstätte dazugewonnen. Sondern nach Zaha Hadid, Frank Gehry, Tadao Ando und Álvaro Siza auch einen weiteren Pritzker-Preisträger.

1995 gründeten Kazuyo Sejima und ihr Kollege Ryue Nishizawa das gemeinsame Büro SANAA mit Sitz in Tokio. Dort arbeiten sie zusammen an größeren Projekten, daneben besitzen sie auch noch eigene Studios.

Obwohl sie anfangs nur wenige Bauten realisierten – ihr erstes Projekt war das Museum „O“ in den Bergen bei Nagano (1996) – sorgten sie von Beginn an für Aufsehen in der Architekturwelt. Viele ihrer Bauten befinden sich in Japan. Aber auch in Europa sind sie vertreten, unter anderem in Deutschland, England, Spanien, Frankreich und den Niederlanden. 2010 erreichte ihre Karriere einen Höhepunkt: Sie wurden mit dem Pritzker Preis, der höchsten Auszeichnung in der Welt der Architektur, geehrt.

www.sanaa.co.jp