Dunstabzugssysteme: Was die neuen Modelle können
Von Dorothe Rainer
Ohne Dunstabzug geht gar nichts, denn er gehört zur Grundausstattung einer jeden modernen Küche. Schließlich verschwinden damit lästige Gerüche und sogar Fettpartikel aus der Luft. Wer nun denkt, dafür genügt doch eigentlich ein offenes Fenster, wird vom Küchenexperten sofort eines Besseren belehrt.
Denn moderne Dunstabzugssystem sind kleine Kraftwerke, die Dämpfe und Gerüche entweder gleich über der Kochstelle oder direkt bei der Herdplatte einfach nach unten absaugen.
Und das ist deutlich effektiver, als ein weit geöffnetes Fenster, denn bis die Gerüche draußen sind, haben sie sich schon in Mobiliar und Vorhängen festgesetzt. Damit ist das offene Fenster nur die zweitbeste Lösung, zumindest wenn es um Küchengerüche geht.
Erste Wahl
Die Auswahl an Dunstabzügen ist groß. Das Angebot umfasst zahlreiche Formen, Farben und Designs sowie unterschiedlichste Materialien und Preisklassen.
Aber eines wird schon nach einem kurzen Gespräch mit dem Experten klar: Die Tage der klassischen Dunstabzugshaube über dem Herd, an der man sich so oft den Kopf gestoßen hat, sind gezählt.
Vielmehr liegt die Gegenwart und Zukunft in Absaugsystemen, die Dampf, Fett und Geruch gleich dort wegsaugen, wo er entsteht, nämlich bei der Herdplatte.
Für den Laien ist das Thema Dunstabzug meist nur eines des richtigen Gerätes. Aber so einfach ist es eben nicht, man muss sich auch für ein System entscheiden. Beratung ist da unerlässlich und Christine Bauer, Expertin für Hausgeräte bei BSH, empfiehlt, zu allererst überhaupt, eine Bedarfsanalyse mit Berücksichtigung der Raumsituation zu machen, um die beste Methode zu finden.
In den letzten Jahren fällt die Entscheidung immer öfter zugunsten Abzugssystemen, die den Dampf nach unten leiten. „Die Nachfrage nach Lüftungslösungen, die in der Arbeitsplatte integriert sind und damit optisch beinahe verschwinden, ist sehr groß“, weiß Bauer. „Am meisten punkten solche, die individuell platziert werden können und über einen leistungsstarken, aber leisen Motor verfügen.“
Neu denken
Ein Pionier auf diesem Gebiet ist Willi Bruckbauer, der vor 13 Jahren seine Firma Bora gegründet hat, die sich ganz auf die Entwicklung von Dunstabzugssystemen konzentriert. Sein Vorsatz: „Althergebrachtes kann, darf und muss neu gedacht werden.“ Sein Unternehmen konzentriert sich auf im Herd integrierte Absaugsysteme. Die Geräte sind für den Hausgebrauch entwickelt, einfach zu handhaben und sogar farblich individualisierbar. Auch das deutsche Unternehmen Berbel setzt auf Innovation und auf Kochstellennähe. Das Prinzip: mit Zentrifugalkraft gegen Fett und Küchenmief. Sehr vereinfacht ausgedrückt, werden Fettpartikel und Geruchsmoleküle aus der Luft geschleudert, in einer Edelstahlschale aufgefangen. Diese ist besonders leicht zu reinigen, was bedeutet, dass es keine zusätzlichen Filter mehr braucht
Formschön und effektiv
Allerdings haben mittlerweile alle großen Hersteller Muldenlüftungen und Absaugsysteme im Sortiment, alle formschön, leicht in der Handhabung und effektiv. Die meisten von ihnen sind schon im Herd integriert, was man als Vor- oder Nachteil sehen kann.
Allerdings ist die dadurch gewonnene Freiheit über dem Kochfeld ein großes Plus, da die Systeme ideale Luftlösungen etwa für offene Küchen und Kochinseln schaffen.
Obwohl Kochfeldabzüge an der Oberfläche oft durch minimalistisches Design überzeugen, brauchen sie unterhalb der Kochstelle ausreichend Platz für die ganze Technik. Angefangen bei Edelstahl- und/oder Aktivkohlefilter bis hin zu Motoren und Abluftkanälen gibt es da so einiges zu verstauen.
An dem Nachteil, dass man bei manchen Herstellern an ein bestimmtes Kochfeld gebunden ist, wird mit Single-Geräten gearbeitet und auch an der Wirksamkeit bei sehr hohen Töpfen, die bei einzelnen Geräten noch nicht hundertprozentig ist. Unaufhörlich wird an der Optimierung der Dunstabsaugsysteme gearbeitet, und Experten wie Willi Bruckbauer sind überzeugt, dass das endgültige Aus der alten Haube nur mehr eine Frage der Zeit ist.
Hightech
Zurzeit gibt es drei gängige Systeme auf dem Markt: den ausfahrbaren Dunstabzug, der fährt auf Knopfdruck aus der Arbeitsplatte hinter dem Kochfeld. „Dabei wird Dampf beinahe über die die gesamte Länge des Kochfeldes abgesaugt“, erklärt Christine Bauer, die bei BSH Hausgeräte, die Marken Bosch, Siemens, Neff und Gaggenau betreut. Der seitliche Kochfeldabzug, auch als Muldenlüftung bezeichnet, kann idealerweise mit variablen Kochfeldern wie Flexinduktion, Induktions-Wok oder Tappanyaki-Grill kombiniert werden. Das dritte System ist der im Induktionskochfeld in der Mitte integrierte Abzug. „Diese Lüftung ist mit einer Abdeckung aus Guss versehen und kann daher auch beim Abstellen eines Topfes mitgenutzt werden“, so die Expertin und betont, dass alle Lüftungen wahlweise mit Umluft- oder Abluftbetrieb eingebaut werden.
Das Prinzip des Umluft-Modells ist denkbar einfach. Dabei werden Dampf und Essensgerüche einfach durch einen Filter abgeleitet und als gereinigte Luft wieder zurück in die Küche geführt. Damit die Reinigung der Luft möglichst effektiv ist, sind bei Umluftlösungen in der Regel zwei unterschiedliche Filter im Einsatz: ein Fettfilter sowie ein Aktivkohlefilter, der die entstehenden Gerüche bindet.
Das zweite gängige System saugt die schlechten Gerüche auf, leitet sie aber über einen Abluftkanal gleich ins Freie. Der Vorteil hier: Es muss kein zusätzlicher Filter für die zurückströmende Luft eingebaut werden, wie das bei der Umlufthaube nötig ist. Allerdings muss beachtet werden, dass das Abluftsystem Zuluft braucht, da der Küche Sauerstoff entzogen wird und so ein Unterdruck entstehen kann.
Diesen und viele andere Artikel können Sie ab sofort im neuen KURIER-Magazin WOHNEN nachlesen. Das Magazin, das den aktuellen Trends in Interieur, Bad und Küche nachgeht, gibt es um 4,90 € im Fachhandel oder versandkostenfrei über magazin@kurier.at