Die zwei Gesichter der Postsparkasse
Von Claudia Elmer
Otto Wagner gilt als einer der wichtigsten österreichischen Baukünstler – sowohl in Hinblick auf sein architektonisches Werk, dem etwa die Wiener Stadtbahn und die Wienzeilenhäuser zuzurechnen sind, als auch in Hinblick auf seine zahlreichen theoretischen Schriften. Eines seiner bekanntesten Bauwerke – und zugleich eines der bedeutendsten Jugendstilgebäude in Wien – ist die zwischen 1904 und 1906 errichtete Postsparkasse am Stubenring.
Das Besondere an seinen Aufnahmen schildert Elser wie folgt: "Die Spatial Splittings (Deutsch: Raumspaltungen) sind eine von Hagen Stier entwickelte Methode, ein symmetrisches Gebäude zuerst in Teile zu zerlegen und diese anschließend so zusammenzufügen, dass ein neues Gebilde entsteht." Durch das Zusammenziehen von zwei weit voneinander entfernten, aber zueinander spiegelbildlichen Situationen oder durch das Gegenüberstellen von zwei verwandten Räumen wird die Postsparkasse neu zusammengesetzt. Das ermöglicht eine übergeordnete Lesart und erzeugt neue, fiktive Raumzusammenhänge.
Rund drei Wochen lang sind die Bilder im großen Kassensaal der Postsparkasse ausgestellt. Hagen Stiers gesplittete Aufnahmen sind allerdings nicht an die Ausstellung gebunden: In der Sonderedition "The Splitting Issue" des Parabol-Magazins sind die Werke in einer außergewöhnlichen Größe von beinahe DIN A1 abgedruckt.
Otto Wagner (1814–1918) war Architekt, Architekturtheoretiker und Stadtplaner. Neben dem Otto Wagner Spital auf der Baumgartner Höhe und dem Majolikahaus an der Wienzeile zählt die Postsparkasse zu seinen bekanntesten Werken. Der Schalterbetrieb ist bis heute aufrecht. Außerdem dient es dem Museum „Wagner:Werk“ als Zuhause.
Die Bilder von Hagen Stier sind von 19. Mai bis 12. Juni 2015 in der großen Kassenhalle ausgestellt.
Georg Coch-Platz 2, 1018 Wien. Öffnungszeiten: Montag–Freitag, 10–17 Uhr.
www.ottowagner.com