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Museumsreifes Design

Einem der heute architektonisch bedeutendsten Gebäudekomplexe eines Unternehmens ging eine Katastrophe voraus: Ein Großbrand, ausgelöst durch einen Blitzschlag, vernichtete 1981 das Fabriksgelände des Möbelherstellers Vitra. Rolf Fehlbaum, der die von seinen Eltern gegründete Firma kurz zuvor übernommen hatte, verlor über Nacht den Großteil seiner Produktionshallen.

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Er ergriff die Chance und nutzte den Wiederaufbau für eine architektonische Neuausrichtung des Areals: Anfangs kooperierte er mit dem britischen Architekten Nicholas Grimshaw, der nur sechs Monate nach dem Brand die erste Fabrikshalle realisierte. Nummer zwei folgte 1986 – womit der Grundstein für den heutigen Campus gelegt war.

Fortan wuchs das Ensemble: Ende der 80er-Jahre stellteFrank Ghery ein Gebäude für die Möbelsammlung fertig, aus dem das heutige Vitra Design Museum hervorging. Zaha Hadid errichtete 1993 eine Feuerwache, Álvaro Siza eine weitere Fabrikshalle im roten Klinkerkleid. Später holte man den in den 50er-Jahren entwickelten Dome von Richard Buckminster Fuller sowie ein modulares Fertigbau-Tankstellenhäuschen des französischen Konstrukteurs Jean Prouvé ins Dreiländereck nach Weil am Rhein. Jasper Morrison steuerte um die Jahrtausendwende zwei Bushaltestellen bei.

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2007 begannen die Arbeiten für die beiden jüngsten Großprojekte: eine Produktionshalle des japanischen Architektenduos SANAA sowie das VitraHaus – Café, Besucherzentrum und Flagshipstore – der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. Letzters besteht aus lang gezogenen, übereinander gestapelten Giebelhäusern und entwickelte sich rasch zum Besuchermagneten. Sowohl zeitgenössische als auch historische Entwürfe namhafter Designer wie Ray & Charles Eames, Alexander Girad oder Hella Jongerius kann man hier bestaunen, anfassen, probieren und kaufen. Das Haus bescherte Vitra eine breite öffentliche Wahrnehmung, der Campus fand immer mehr Nachahmer.
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Vergoldete Fassaden und moderne Architektur: Etwa vier Autostunden weiter südlich hat die Kunststiftung des Modehauses Prada in Mailand vor Kurzem ein neues Kulturzentrum eröffnet. Der niederländische Stararchitekt Rem Koolhaas hat mit dem Architekturbüro OMA eine Brennerei aus dem Jahre 1910 in Ausstellungsräume samt Bibliothek, Bar und Kino verwandelt. Blickfang ist ein zehngeschoßiger Turm, der in Blattgold verkleidet ist und ein Zeichen in der Skyline der Stadt setzen soll. Die Bar gestaltete Regisseur Wes Anderson (Grand Budapest Hotel) und soll an Mailänder Cafés aus den 50er- und 60er-Jahren erinnern.
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Auch Giorgio Armani fand in der lombardischen Metropole ein Zuhause für sein Lebenswerk. Der 80-jährige Modemacher gönnte sich zum 40-jährigen Firmenjubiläum ein eigenes Museum und investierte 50 Millionen Euro in die Restaurierung eines ehemaligen Industriegebäudes – und blieb seiner ästhetische Philosophie der Reduktion treu: Armani adaptierte das Gebäude selbst, bewahrte dessen ursprüngliche Form und fügte als einziges dekoratives Element ein schlichtes Fensterband ein. In Anlehnung an seine frühere Funktion als Getreidespeicher nannte er sein Museum, in dem Kleider, Zeichnungen und Fotos aus dem Privatbesitz des Designers zu sehen sind, Armani/Silos.

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Der italienische Fliesenhersteller Bisazza eröffnete 2012 bei Montecchio Maggiore die Fondazione Bisazza – ein Museum, in dem Werke und Installationen gezeigt werden, die Designer, Künstler und Architekten aus den edlen Mosaiksteinen geschaffen haben. Zusätzlich werden Ausstellungen aus den Bereichen Architektur und Design geboten.

Der Möbelhersteller Kartell betreibt auf dem Gelände seines Firmensitzes bei Mailand ebenfalls ein Museum. Seit der Eröffnung im Jahr 2000 verfügt das Gebäude über drei Etagen, die auf ein großes Atrium blicken. Zu seinem 15-jährigen Bestehen wurden die Räume neu gestaltet, um die ganze Geschichte des Unternehmens von 1949 bis 2015 erzählen zu können. In einer Dauerausstellung werden die wichtigsten Produkte gezeigt und im Entrée ist Platz für temporäre Ausstellungen, Installationen, Sonderprojekte und kulturelle Initiativen.

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Bei Tolentino, etwa drei Autostunden von Bologna entfernt, sticht ein orangefarbener Flachbau von Architekt Michele de Lucci hervor. Besucher können hier in die 100-jährige Geschichte von Poltrona Frau, einem der renommiertesten Möbelhersteller Italiens, eintauchen. Der Öffentlichkeit werden eine Sammlung von Möbeln und den Ikonen von Poltrona Frau sowie Zeichnungen, Bilder und Materialien präsentiert.

Ein Denkmal setzt sich übrigens auch Louis Vouitton in Paris: Fast 14 Jahre dauerte es, bis die 11.000 Quadratmeter große, über 100 Millionen Euro teure Louis Vuitton Fondation von Frank Gehry fertiggestellt wurde. Sie wird die Kunstsammlung des französischen Milliardärs Bernard Arnault, Bauherr und Chef des französischen Luxusartikelkonzerns Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH), beherbergen. Gehry beschreibt die ausladende Struktur, die er aus 3500 Glasplatten zusammengesetzt hat, als "Glaswolke" – doch wie bei anderen seiner Gebilde besteht hier Interpretationsspielraum. Offenkundig ist: Wie schon in Bilbao (Guggenheim Museum) oder in Weil am Rhein (Vitra Campus) lässt er den Formen auch in Paris freien Lauf. Mit seinem Bauwerk setzt er einen unübersehbaren Akzent in der Landschaft und trägt zur Imagepflege der Marke bei.