Alpine Architektur im Kleinformat
Von Ulla Grünbacher
Auf kleinem Raum alles Wesentliche unterzubringen, sodass es auch noch gut aussieht, ist eine Herausforderung. Wie das gelingt, zeigt Autor Alexander Hosch in „Winzig Alpin“. Die Bauherren der Projekte, die im Buch vorgestellt werden, zeigen: Es braucht gar nicht so viel Platz.
Für das Schilfbiwak am Millstätter See in Kärnten hat sich der Schweizer Architekt Roger Aeschbach an den Schutzbiwaks in den Bergen orientiert. Das Schilfbiwak ist ein Nest für zwei und steht direkt am Wasser, es wurde für den Tourismusverband Millstättersee entworfen. Hoteliers können das Häuschen mieten und Urlaubern zur Verfügung stellen. Besonders schön: Die Glasfront zur Seeterrasse lässt sich komplett öffnen. Auf diese Weise erweitert sich der auf 15 Quadratmeter beschränkte Wohnraum ins Freie.
Im Inneren gibt es sogar einen kleinen Extraraum für Trockentoilette und Dusche. Der Boden und die Wände sind aus Zirbenholz. Viele grifflose Schränke und Fächer helfen Gästen dabei, Sachen zu verstauen. „Mobilgeräte und Autoschlüssel sollen die Besucher möglichst gleich in einem Fach wegsperren“, schreibt der Autor. Zwei große Dachfenster erlauben den Blick in den Sternenhimmel.
Die neue Architektur mit Satteldach aus Altholz prägt das Projekt Heustodlsuite des Taxhofs in Salzburg. Dem auf 1000 Metern Höhe liegenden Stadl wurde von Andreas Meck Architekten als Rückzugsort für die Gäste des Taxhof neues Leben eingehaucht. In die Außenhülle wurde ein Neubau aus Holz gestellt, der schwarz gestrichen und damit entmaterialisiert wurde. Im Inneren des Gebäudes gibt es drei offene Wohnbereiche, die nur durch Treppenabsätze getrennt sind. Ganz oben die Wohnstube mit Kamin, in der Mitte das Esszimmer mit Küche und ganz unten das Schlafzimmer mit Bad. Die doppelte Haut des Gebäudes wird lediglich durch zwei Fenster und einen Eingang durchbrochen.
Der Neubau in Wolfurt bei Bregenz vor der Kulisse der Montafoner Berge (großes Bild oben) wurde als Atelier für einen Maler geplant. Der junge Architekt Christian Tonka baute ein puristisches Studio aus Glas, Stahl und Sichtbeton mit 50 Quadratmetern Wohnfläche. Es verfügt über zwei Arbeitsflächen, eine auf der Galerie und eine im unteren Bereich mit Blick bis zum Bodensee. Da das Haus nicht ständig bewohnt wird, wurden kaum Einbauten benötigt. Im Stahltreppenschrank befinden sich Minitoilette und Waschbecken.
Wie eine Röhre liegt das Solitär auf der Wiese. Außen wurden rostigen Stahlpaletten verwendet, innen wurde rein auf Industriematerial gesetzt: Sichtbeton für die Wände, Estrich für den Boden. Die zu den Fenstern hin verschwenkten Metallrahmen erinnern an eine Ziehharmonika und geben dem Raum Tiefe.