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So schnell breitet sich das Coronavirus im Großraumbüro aus

Nach Wochen im Homeoffice sehnen sich viele Österreicher den Tag herbei, an dem sie wieder ins Büro dürfen. Ihr Schreibtisch steht häufig in einem Großraumbüro. Wie schnell sich an so einem Arbeitsplatz das Coronavirus ausbreiten kann, zeigt jetzt eine Untersuchung, die das Center for Disease Control and Prevention, eine Behörde des US-Gesundheitsministeriums, veröffentlicht hat.

Die Forscher haben sich ein Büro in Südkorea näher angeschaut, in der Hauptstadt Seoul. Dort befinden sich in einem 19-stöckigen Hochhaus elf Etagen Büros, in den weiteren acht Stockwerken Wohnungen. Insgesamt arbeiten dort rund 900 Angestellte, 200 Menschen wohnen dort.

Am 8. März wurde bei einem Mitarbeiter eines Callcenters, dessen Büro im 11. Stock lag, Corona diagnostiziert - er war einer von 216 Kollegen, die auf seiner Etage arbeiteten.

Alle auf der selben Etage

Der Arbeitgeber reagierte schnell: Nur einen Tag nach dem positiven Testergebnis, am 9. März, wurde das Gebäude geschlossen. Sowohl Mitarbeiter als auch Bewohner - insgesamt 1143 Menschen - wurden getestet. Das Ergebnis ist erschreckend: Im gesamten Gebäude gab es 97 positive Fälle. 94 davon, also fast alle, waren Mitarbeiter im Callcenter im 11. Stock des Gebäudes.

Hohes Risiko

So viele hatten sich infiziert, bevor das erste Testergebnis vorlag. „Dieser Ausbruch ist alarmierend und zeigt, dass Sars-CoV-2 in überfüllten Büroumgebungen wie einem Callcenter außergewöhnlich ansteckend sein kann“, erläutern die Studienautoren. „Das Ausmaß des Ausbruchs zeigt, wie eine Arbeitsumgebung mit vielen Menschen im Raum zu einem Ort mit hohem Risiko für die Verbreitung von Covid-19 und möglicherweise zu einer Quelle weiterer Übertragung werden kann.“

Wie hoch das Risiko ist, verdeutlicht diese Zahl: Fast die Hälfte (43,5 Prozent) aller Mitarbeiter des Callcenters wurden angesteckt – die meisten befanden sich auf der gleichen Seite des Gebäudes. Das Durchschnittsalter in der Untersuchung von Getesteten, für die das Alter vorlag, war 38 Jahre. Nur vier der 97 Infizierten hatten während der 14-tägigen Quarantäne keine Symptome.

Viele der positiv getesteten Mitarbeiter hatten die U-Bahn und Busse für die Fahrt zur Arbeit benutzt, was in Seoul zu umfangreichen Desinfektionsarbeiten an wichtigen Stationen geführt hatte. Die Regierung in Südkorea forderte Firmen auf, zusätzliche Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört zum Beispiel Homeoffice, Arbeiten in Schichten und eine stärkere Trennung zwischen den Bürotischen. Die Koreaner haben neben Callcentern Akademien, Karaoke-Bars, Computercafés und Sportanlagen als Orte identifiziert, an denen sich das Virus am stärksten verbreitet hat.