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Schiefer Turm von Pisa: Rätsel um Erbauer gelöst

Das Rätsel um den Erbauer des Schiefen Turms von Pisa ist gelüftet worden. Das Wahrzeichen der toskanischen Stadt Pisa wurde in der ersten Phase vom Architekt und Bildhauer Bonanno Pisano im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts errichtet. Bonanno Pisano hatte unter anderem die Bronzentore der Kathedrale von Pisa sowie von Monreale in Palermo entworfen.

Dass Bonanno Pisano den Turm errichtet hatte, entdeckte die Paleografie-Expertin an der Elitehochschule Scuola Normale di Pisa, Giulia Ammannati, berichtete die toskanische Tageszeitung "La Nazione" am Mittwoch. Sie entzifferte einen Stein mit lateinischer Inschrift, der 1838 in Bonannos Grab bei Ausgrabungen um den Schiefen Turm von Pisa gefunden worden war. Auf dem schlecht lesbaren Stein, den Ammannati jetzt entziffern konnte, standen zwei lateinische Hexameter, in denen sich Bonanno als Bauer eines "wunderbaren Werks" erklärt. Die Ergebnisse von Ammannatis Recherchen wurden in einem neu veröffentlichten Buch bekannt gegeben.

Ammanitis Entdeckung bestätigt Behauptungen des Renaissance-Architekten Giorgio Vasari, der Bonanno als ersten Bauer des Turmes genannt hatte. Drei Bauphasen und 177 Jahre waren nötig um den Turm von Pisa zu errichten. Bonanno Pisano begann 1173 mit dem Bau und errichtete den ersten Stock, der von 15 Säulen aus weißem Marmor mit klassischen Kapitellen und Blendbögen umgeben war. Beim Bau des dritten Stocks im Jahre 1178 kippte der Turm aufgrund des instabilen Untergrunds, auf dem er errichtet wurde, um fünf Zentimeter, weshalb der Bau eingestellt wurde.

Erst 100 Jahre später nahm Giovanni Di Simone die Arbeiten wieder auf und versuchte die Schieflage zu kompensieren. Das Ergebnis war jedoch nicht wie erwartet, der Glockenturm stand immer noch schief und die Arbeiten wurden deshalb erneut eingestellt. Tommaso Pisano führte die Errichtung des Glockenturms fort und vollendete den Bau 1372.

Das 800 Jahre alte Bauwerk war zwischen 1993 und 2001 mit tonnenschweren Gewichten unter dem Fundament um 44 Zentimeter "geradegezogen" worden. Während der Aktion wurde es durch starke Stahlseile gesichert.

Der Schiefe Turm von Pisa, der zum Weltkulturerbe zählt, wurde danach im Dezember 2001 nach elf Jahren wiedereröffnet. Als das 58,5 Meter hohe Bauwerk einer Neigung von 4,5 Meter gegenüber der Vertikalen umzufallen drohte, wurde es 1990 für Besucher geschlossen. Die Bauarbeiten kosteten 28 Millionen Euro.