Gesichtet: Giftige Käfer durchstreifen die Auen
Das giftigste Tier der Au ist wieder unterwegs: Zahlreiche Ölkäfer können nun als metallisch schillernde Frühlingsboten beobachtet werden. Mehrere Arten kommen vor, darunter der weit verbreitete Schwarzblaue Ölkäfer - Meloe proscarabeus -, der auch im Nationalpark Donau-Auen häufig anzutreffen ist. Er ist das Insekt des Jahres 2020.
Plumpes Insekt
Typisch ist das Aussehen als auffälliges, plumpes und flugunfähiges Insekt. Der Ölkäfer hat stark verkürzte, metallblau glänzende Deckflügel. Das zweite Flügelpaar fehlt. Die Weibchen werden maximal 35 mm lang und können bis zu 10.000 Eier im Hinterleib tragen, der dann stark anschwillt. Die Männchen sind kleiner und haben geknickte Fühler.
Im Schlepptau der Wildbiene
Die Entwicklung der Ölkäfer ist sehr kompliziert und risikoreich. Die Weibchen legen ihre Eier in eine kleine, selbst gegrabene Höhle in sandigen Boden. Es schlüpfen Larven, die eine Blüte erklettern und dort auf eine Wildbiene warten. Sie lassen sich in deren Nest tragen, fressen die Pollenvorräte, welche die Biene für ihren eigenen Nachwuchs angelegt hat – und schließlich auch noch die Bienenlarve selbst. Dann verpuppen sie sich. Doch nur wenige der geschlüpften Larven treffen zeitgerecht auf einen Wirt. Die erwachsenen Käfer sind Pflanzenfresser.
Hoch giftig
Berühmt sind Ölkäfer für ihre hohe Giftigkeit, sie enthalten Cantharidin. Dieses sondern sie bei Gefahr aus den Beingelenken ab. Cantharidins, eines Terpenanhydrids, macht zwischen 0,25 bis 0,50 Prozent der Körpermasse des Tieres aus und ist für Warmblüter ein hochgradig wirksames Gift. Menschen sollten es bei einer Beobachtung des schillernden Käfers im Lebensraum bewenden lassen.
Heiltier in der Antike
Andereseits dürften die Ölkäfer zu den ältesten „Heiltieren“ gehören. Hinweise auf ihre Verwendung ihres Giftes gegen eine Fülle von Krankheiten sind jedenfalls ebenso alt wie jene über Heilpflanzen. Wann der Mensch die besondere Wirkung des Cantharidins entdeckt hat, ist nicht genau bekannt. Im Papyrus Ebers (um 1550 v. Chr.) wird das wahrscheinlich älteste Ölkäferpflaster beschrieben. Auch die Ärzte der griechischen Antike verordneten Cantharidin zur Behandlung von Patienten. Oft auch ohne Erfolg.